Moin Moin von der Terrasse unserer neuen Unterkunft in Bangkok!
Ja, wir sind zum Ausgangspunkt der vergangenen gut 6 Wochen zurückgekehrt und werden von hier in den kommenden Tagen nach Kambodscha aufbrechen, wo zunächst das sagenhafte Angkor Wat erneut auf uns wartet... Wir freuen uns angesichts dieser Weltsensation schon ein Loch in den Bauch und sind voller Erwartungen...
Zunächst aber gilt es unsere letzten ebenfalls herausragend schönen Etappen im Nord-Westen Thailands aufzuarbeiten und unsere Reise von Chiang Mai - stand zuletzt im Zentrum - über Pai - Soppong (Region Pang Mapha) - Mae Hong Son aufzugreifen... Wir sind sehr froh endlich den Sprung in den Norden des Landes gemacht zu haben und können von vielen herausragenden Erfahrungen und Begegnungen berichten...
Folgt und hier IN DIE SPUR...!
Pai - Wenn Traum an Realität zerschellt...
Glücklich und zufrieden von erfüllenden Tagen in Chiang Mai sitzen wir mit vielen jungen Menschen aus der ganzen Welt im übervollen Minibus auf dem Weg nach Pai, dem kleinen, viele Jahre schon gehypten Dörfchen in den Bergen der Provinz Mae Hong Son's. Wir fahren durch atemberaubende Bergwelt mit dichtem Dschungel, passieren unzählige normale und einige besorgniserregende Haarnadelkurven und müssen kurz vor Pai auf Google Maps und aus dem Fenster besonders aufmerksam sein, denn wir gehen schon am Rande des kleinen Orts von Bord... Gerade noch lesen wir das Schild am Straßenrand, bitten um einen Halt und laufen erstmal ein paar hundert Meter zu unserem Resort zurück, das sich oberhalb eines langgezogenen Hügels wunderschön in die Landschaft schmiegt... Zu beiden Seite der Straße blicken wir weit in die Landschaft, hohe bewaldete Berge türmen sich im Hintergrund auf... Gerade geht die Sonne unter. Wow! Ein fantastischer Ort...
Unsere Anlage liegt wahrlich traumhaft in einem geschwungenen Hügel. Wir passieren das Restaurant - zugleich Rezeption - und machen einen ersten Gang auf die bereits im Schatten der Berge liegende Plattform, wegen der wir hier gebucht haben... Eine gut 20 Meter lange und 6 - 7 Meter breite, blau gestrichene Plattform ragt in den abfallenden Hang hinein. Auf ihr stehen Korbstühle, Liegen und Sonnenschirme mit Tischen. Wir setzen uns ein erstes Mal und blicken in das faszinierende Tal des Pai-Flusses hinein, das auf der anderen Seite von üppig bewachsenen Bergen - jetzt golden angestrahlt - begrenzt wird. Unser Grundstück bietet einzigartigen Space, ein kleiner See im unteren Bereich, Bäume, Sträucher und viel Raum zum Laufen, Liegen, Abhängen... Ein herausragender Wohlfühlort zum Verweilen und Seele baumeln lassen - deshalb sind wir hier...
Schon beim Betreten unseres Bungalows allerdings vergeht uns ein wenig der Spaß... Muffig und feucht riecht es im Raum, wir blicken aus vollkommen verdreckten Scheiben in den dann nur halb so schönen Garten und mit jeder Stunde und jedem Tag hier im Resort verdichtet sich der Eindruck, dass die gesamte Anlage - ganz sicher einmal in hervorragendem Zustand und perfekt geplant - heute eher heruntergekommen, ungepflegt und insgesamt einfach vernachlässigt ist... Die Realität kann mit den Hochglanz-Bildchen der online-Portale leider nicht mithalten. Kommt vor - Pech gehabt! Wir machen das Beste daraus, lüften erstmal unsere Räume und Decken so gut es geht, gewöhnen uns an den leicht muffigen Gesamtzustand und verstehen nach und nach, dass diese Anlage offenbar schwer unter dem Corona-Einbruch gelitten, womöglich zwei Jahre still gestanden hat. Ich vermute sogar - herauszubekommen war das nicht -, dass die Anlage den Besitzer gewechselt hat... Das jetzige Management jedenfalls - wir finden dafür jeden Tag Anhaltspunkte satt - hat es einfach nicht drauf und kann unmöglich mit jenem identisch sein, der das hier einmal entworfen und aufgebaut hat... Falls es eines letzten Beweises bedurfte: Bier gibt es hier nur in Dosen!
Unser Start in Pai ist also nicht optimal und deshalb muss der Ort das jetzt retten. Doch die Meinungen zu Pai sind inzwischen zweigeteilt:
- Chillig und von besonderer Atmosphäre soll er sein, eine einzigartige Spiritualität wohne dem Ort inne und die hiesige Backpackerszene - sie sind wie immer den Hippies nachgefolgt - kommt kaum heraus aus den Lobeshymnen über dessen herausragende Stimmung und Atmosphäre...
- Voll soll der kleine Ort inzwischen regelmäßig sein und eng, sagen die anderen. "Overcrowded" und "zu viel des Guten!" heißt es, die partyliebende Gästeschar sei jung und so manch einer ohne Respekt vor der Kultur der Thais...
Und wer hat nun recht?
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte - wie so oft... Wir nehmen am kommenden Tag schon kurz vor dem Mittag ein erstes teures Taxi in den Ort, es ist heiß und die Sonne ist unbarmherzig, leihen ein Motorrad aus, um unabhängiger zu sein, und schlendern das wirklich nicht sehr große, dazu ziemlich eng gebaute Dorf zu Fuß ab. Es ist jetzt - zur Mittagszeit - noch ziemlich tote Hose, hier und da sitzen in einzelnen angesagten Läden vereinzelte eher gelangweilt wirkende Menschen beim Frühstück, sonst wundern wir uns, wie ruhig es hier gerade ist. Wir sehen Restaurants und Shops, Bars und Kneipen, die geschlossen sind und sind langsam aber sicher davon genervt, dass wir zum wiederholten Male von einem Auto oder Moped an den Seitenrand ausweichen müssen... In Pai teilen sich Fußgänger und Fahrzeuge die schmalen Gassen, Bordsteine oder Randstreifen gibt es nicht... Der Ort ist jetzt am Tage unspektakulär, einige kleinere und unbedeutende Tempel sind zu sehen, viele Massagesalons und eben das übliche... Einen besonderen Charme spüren wir nicht, Spiritualität oder eine magische Atmosphäre sind weit und breit Fehlanzeige... Vielleicht in irgendeinem Meditationszentrum in der Nähe oder einem Yoga-Retreat...
Wir suchen den Reiz des Örtchens jetzt am Ufer des Pai, der hier schmal und flach daher kommt. Über Bambusbrücken hinweg öffnet sich auf der anderen Uferseite die Szenerie und schöne Bungalowanlagen in grünen Gärten werden sichtbar. Hier und da sehen wir Menschen auf der Wiese zum Fluss Yoga praktizieren, andere relaxen in der Hängematte - es wird chillig hier und wir denken: Hier könnte man es gut aushalten! Wir laufen hier die Wege ab, trinken in einem Café einen Fruchtshake - in drei anderen Läden zuvor hatte man keinen, weil kein Obst da war... - und lassen uns ein erstes Mal hier massieren... Als der Nachmittag anbricht und der Abend naht - es wird schnell dunkel in Pai -, da füllt sich die Kneipenszene... Viele junge Reisende machen es sich nun in den zahlreichen Bars der Stadt bequem... Schnell wird klar: Pai lebt abends auf! Es wird durchaus laut und eine gewisse Eventstimmung hebt moderat an... Wir sehen im Dorf selbst fast ausschließlich "Langnasen" und kaum Orte der Thais, einen Überbietungswettbewerb darin, wer denn der bessere Backpacker sei, die authentischeren Erlebnisse hatte und eben den üblichen Backpackersprech, der immer dann Überhand gewinnt, wenn eine solche Szene die örtlichen Gegebenheiten kapert und dominiert... Sorry, wir können erahnen, dass dies mal ein besonderer Ort war, aber so wie hier jetzt ist es anderswo in Thailand und anderen Orten der Welt eben auch schon... Es fehlt daran das ursprüngliche Thailand! Es fehlt ein Charme, der dem Exotischen eignet... Hier ist schon zu viel "überall...!"
Ende gut, alles gut! Von fantastischen Ausflügen und kleinen Siegen...
Das alles aber ist relativ, wenn man sich in der Gegend von Pai auf die fantastische Landschaft und den undurchdringlichen Dschungel fokussiert, was wir nun auch tun... Zunächst erkunden wir das Pai-Tal, durch den der kleine Fluss - gesäumt von Reis- und Gemüsefeldern - unspektakulär dahinfließt... Wir laufen die Treppen des schon von weithin als weiße Erscheinung im üppig grünen Berg sichtbare Big Buddha-Statue hinauf, schwitzen, was das Zeug hält und genießen den Weitblick... Wir passieren zufällig einige Elefanten-Gehege, in denen die großen und sensiblen Dickhäuter Touristen
vorgeführt und gefüttert werden und wundern uns über die engen Aufbauten, die sicher keiner artgerechten Haltung entsprechen. Wir lesen später, dass die Tiere hier aber ansonsten in natürlicher Umgebung leben können. Wir besuchen kleine Klöster, passieren Bauern auf zahlreichen Gemüsefeldern und treffen immer wieder auf Locations in denen es sich junge Traveller in Pools und Hängematten, auf Wiesen und Bambusplattformen den Tag über gut gehen lassen, fast wie in einem deutschen Freibad...
Am folgenden Tag fahren wir mit dem Moped weitere Sehenswürdigkeiten der Gegend ab, besuchen Schluchten, Wasserfälle, Aussichtspunkte und chillige Cafés, laufen die berühmte Bambusbrücke in der Ortschaft Pan Phaem Bok ab, die hier über viele Meter über Reisfeldern errichtet wird und enorme Ausmaße angenommen hat und wollen nun aber endlich richtig in die Berge... Wir lassen noch einige Bauernhütten und deren gut bestellte Felder zurück und fahren entlang zahlreicher Papayabäume immer weiter in den vor uns liegenden Berg hinein... Serpentine um Serpentine winden wir uns - jetzt umschlossen von üppig wucherndem Monsunwald und angenehm verschattet - ziellos nach oben, ohne zu wissen wo das jemals endet... Wir fahren steil auf riesige Bäume und Büsche zu, folgen der einschneidenden Piste und werden immer wieder unfassbar schöner Naturszenarien ansichtig... Ob nun der Wald selbst, in dem wir Schmetterlinge und Vögel sehen, oder die vereinzelten Weitblicke auf Pai und das Tal... Wir sind von dieser Umgebung angetan und fasziniert. Immer wieder halten wir und lassen das nun auf uns wirken...
In Pai selbst machen wir ein freundliches und bescheidenes Restaurant mit köstlicher, einfacher Thaiküche aus und suchen nach den kulinarischen Nischen, die der Ort sonst noch bietet... Wir nutzen ein gutes Massagenangebot und verbringen in dem Ort ansonsten kaum Zeit... Am Abend wird es frisch in Pai und Umgebung, so dass wir meist nur kurz - zum Frühstück und zum Sonnenuntergang - die fabelhafte Plattform unseres Resorts nutzen, meist verschwinden wir schnell in unserer Unterkunft, lesen, schreiben oder gehen unseren Gedanken nach... Nach drei Tagen sind wir froh, dass wir unsere muffige Unterkunft verlassen können und freuen uns auch auf andere Ziele... Wir wollen als nächstes nach Soppong, einem kleinen Durchgangsstädtchen der Region Pang Mapha, das von den meisten Travellern in der Regel von Pai aus besucht wird, um zur berühmten Nam Lod-Höhle zu fahren. Selten bleibt hier jemand länger, was ein schwerer Fehler ist, wie wir noch schildern werden... Aber erstmal hinkommen...
Die Taximafia von Pai
Öffentliche Busse sind auf der Strecke arg limitiert - warum eigentlich? -, so dass wir am Vortag schon zur Mittagszeit die Auskunft erhalten: "Morgen und übermorgen ausgebucht! Keine Tickets mehr!" Wir könnten eines der Songtaews - Sammeltaxen - nehmen oder ein privates Taxi... Der Verkäufer der Bustickets zieht sich in seinen Halbschlaf zurück und wir fragen mal an, was das denn kosten möge... Der zentrale Taxistand - aber wir werden in der Folge noch alle möglichen Taxifahrer ansprechen - liegt fußläufig in der Nähe... Dort wartet man schon auf uns und will 1500,- Baht für die Strecke nach Soppong, gute 60 Minuten Fahrtzeit... Um das einzuordnen: Für diesen Preis können wir gute drei Stunden Taxi-Fahrt quer durch Bangkok und bis an den Pier von Ban Phe zur Überfahrt nach Koh Samet buchen... Im Durchschnitt verdient ein Thai das zehnfache dieses Betrages im Monat, also etwa 15.000,- Baht... Also viel zu teuer; viel, viel zu teuer. Natürlich kann ich mir das leisten, aber hier geht es auch ein wenig ums Prinzip und einen fairen Preis... Ich sage ihm das nun auch und bekomme Argumente, nach kurzer Zeit ein Angebot: 1300,- Baht. Mehr geht hier - und auch bei anderen Fahrern in der City - nicht. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in diesem Ort das Gefühl haben, dass hier einige große Dollarzeichen in den Augen haben und das unverhältnismäßige und verknappte Busangebot hier sehr gut mit dieser Taxi... - doch ich sage es: Taximafia - korrespondiert...
Es sind genau diese Erscheinungen in Pai, die uns über die Tage aufstoßen und so sind wir froh, dass wir über unser Hotel - wer hätte das gedacht!? - noch einen recht guten Preis erhalten... Natürlich ein Triumph, dass wir hier deutlich unterhalb des aufgerufenen - wenngleich noch immer zu teuren - Preises nach Soppong fahren... Man kann sich nicht alles gefallen lassen...
Soppong - Von wegen Zwischenstation: Wunderbare Tage im Jungle Guesthouse
Wir erreichen nach anstrengender, weil kurvenreicher Fahrt von gut einer Stunde das kleine Straßenörtchen Soppong, in dem wir zunächst - außer uns selbst - nicht eine Langnase sehen... Das Dorf wirkt an der Straße entlanggezogen, staubig und auf den ersten Blick ohne Attraktion. Wir suchen den Standort unseres Guesthouses, das wir für drei Nächte reserviert haben, weil wir von hier aus einige Abstecher in die Region planen. Hoffentlich ist das nicht zu lang, denke ich... Wir sehen jetzt das Schild an der Straße und müssen noch in den Berg hineinfahren, es geht den Hang hinauf und ich höre überrascht den bisher sprachlosen Taxifahrer sagen: "Wow, that's great!" Und in der Tat: Das Jungle Guesthouse - vielleicht 5 Bungalows, eine wundervolle Restaurant-Plattform - liegt herrlich an einem grünen Hang mit zahlreichen Obstbäumen - Lychee, Mango, Papaya, Bananen, Pomelos, Passionsfrucht u. v. m - und viel freier Fläche... Der zentrale Bereich lässt unser Herz aufgehen: Alles hier wirkt rustikal und einfach, ist aber gemütlich, gepflegt und einfach wunderschön gestaltet... Ein kleines Feuer kokelt in der Mitte der Plattform in einem Sandkasten vor sich hin und wir werden freundlich - nach und nach realisieren wir: von ganzem Herzen kommend - begrüßt und als Freunde aufgenommen...
Unsere Unterkunft ist ein großzügiger und freundlicher Bungalow auf Stelzen, funktional eingerichtet und mit einer wunderbaren Terrasse ausgestattet, auf der ich nun auch endlich mal unsere mitgeführte Hängematte anbringen kann... Wir werden diesen Bungalow lieben! Und das gilt auch für Da, unsere Gastgeberin und ihren Stuff, der maßgeblich aus der eigenen Familie stammt... Was für nette Menschen und was für eine positive Atmosphäre dieser Ort hat... Wir werden dazu über Tage alles auf der Karte in den höchsten Tönen loben - das Green Curry, die Tuna Sandwiches (mit selbstgemachtem Brot) und die morgendlichen Reissuppen - denn Da ist eine vorzügliche Köchin... Kurz: Wer es in diese Unterkunft schafft, der hat schon gewonnen - wer hier mehrere Tage verweilt, was wir sehr empfehlen können, der kann sein Glück finden!
Dazu ist Soppong viel spannender als sein Ruf: Der kleine Ort bietet einen gut ausgestatteten und auch optisch wunderschönen Markt, einige gut ausgestattete Supermärkte, Restaurants und Kneipen sowie einen traumhaft auf einem Felssporn über der Stadt gelegenen Tempel, in dessen Umfeld nur einige wenige Mönche leben und von dem aus man einen fantastischen Rundumblick in die umgebenden Berge genießen kann... In der Nähe existieren einige Dörfer einzelner Volksgruppen, wie beispielsweise die stets in bunte Trachten gekleideten Lisu oder Shan, die - einst aus China immigriert - in dem Ort eine christliche Kirche besuchen... Nach und nach sehen wir auch wenige Touristen immer mal abends flanieren, ehe der durch und durch thailändische Nachtmarkt spätestens gegen 20 Uhr seine Zelte abbaut: Es ist sehr kühl hier am Abend, entsprechend wird es schnell ruhig hier... Keiner mag bei 15 Grad in der Dunkelheit noch an der Straße stehen... Früh morgens werden wir sogar nur 10 Grad messen und wenn wir so gegen 9:00 Uhr aus den Federn kriechen, freuen wir uns stets, dass uns im Restaurant Sonnenstrahlen, eine heiße Reissuppe und ein wohliges Lagerfeuer empfangen, ehe es schnell wieder warm und in der Mittagssonne heiß wird...
Die Umgebung Soppongs ist zudem traumhaft schön... Wir mieten auch hier ein Moped und machen uns zur Grenzregion zwischen Myanmar und Thailand auf den Weg... Die Landschaft hier ist durch Karstfelsenoptik extrem ansprechend und von zahlreichen Höhlensystemen durchzogen. Es gibt nette kleine Dörfer, unterschiedlicher Volksgruppen, die Homestays, Cafés oder Restaurants betreiben und die uns stets freundlich und wohlgesonnen begegnet sind. Aber wie schön ist diese Natur? Wir winden uns erneut mit dem Motorrad durch die hiesigen Serpentinen, genießen auf der Straße 1226 den kleinen aber populären Ort Ban Jabo, in dem chinesisch-stämmige Thais große Aussichtsterrassen in den steilen Hang gebaut haben und Kunsthandwerk und leckere Küche kredenzen. Wir besuchen abseits der Strecke den schönen Wat Mae Lana und die Maelana-Reisfelder - leider derzeit ohne Reis - und haben freundlichen Austausch mit einigen Mönchen und Handwerkern im Tempel, die uns für das Fest am kommenden Tag einladen - da sind wir nur leider schon weg... Wir fahren bis hinauf zu den schön gelegenen Dörfern der Shan in der Grenzregion zu Myanmar... Das alles ist landschaftlich so reizvoll, unsere Begegnungen mit den Menschen - trotz sprachlicher Verständigungsprobleme - so schön, dass wir eine herausragende Zeit hier verbringen...
Impressionen von der Umgebung Soppongs (Fotos Jörg Schwarz) -zum Vergrößern gern anklicken!
In der Dunkelheit ein Fluss - Die Tham Lod Höhle bei Soppong
Neben all diesen Attraktionen dominieren in der Region aber - wie schon ausgeführt - vor allem sehenswerte Höhlen... Eines der interessantesten und populärsten Höhlensysteme Thailands ist die Lod Cave mit bis zu 1660 m Länge (es existieren Höhlen hier mit weit größerer Ausdehnung und Länge - bis zu 12 km) und einem unterirdischen Fluss, die wir uns für heute vorgenommen haben... Erneut geht es zunächst die Bergwälder hinauf, vorbei an Straßenmärkten der Bauern, Tempeln und schließlich bis zum Eingangsbereich der Höhle, in dem wir eine Führerin mit Gaslampe zugewiesen bekommen. Wir laufen auf den riesigen Höhleneingang zu, ein kleiner Fluss fließt hinein, drei Mönche laufen vor uns in die Höhle - auch sie sind heute Touristen... In dem Fluss lebt eine bis zu einen Meter groß werdende Karpfenart, die hier erstmal zu Hunderten auf Futter warten und von den meisten Touristen auch erhört werden... Viel spannender und für Menschen mit Höh( )enangst (!) ein regelrechter Thrill, ist die Führung in totaler Dunkelheit - allein die Gaslampen der sich verlierenden Guides und gelegentliche Kopf- oder Taschenlampen sind eine überschaubare Lichtquelle...
Über provisorische Wege, steile Rampen und viele Meter hohe Treppen in diverse auf verschiedenen Ebenen gelegene Kammern und Hallen hinweg tasten wir uns den gut 1,5 Stunden dauernden Rundgang mehr oder weniger durch die mit aufregenden Stalagmiten und Stalaktiten sowie tausende Jahre alten Höhlenmalereien und Fundstücken versehenen Höhlenkammern entlang. Eine faszinierende Unterwelt offenbart sich uns hier und der Höhepunkt kündigt sich schon an: Gute 20 Meter unter mir - Treppenstufen führen steil zum Ufer des Flusses hinab - warten längliche Boote aus Bambus und Holz und werden uns gleich in völliger Dunkelheit - auch hier macht die Gaslampe nur Umrisse der riesigen Hallen sichtbar - den Mae Lang-Fluss entlang staken. Doch erstmal diese steilen Stufen bewältigen! Es ist kein Vorteil, dass ich nicht viel sehe, denn allein die Vorstellung der Dimension der großen Höhlenhalle und die mögliche Fallhöhe treiben mir den Angstschweiß aus den Poren. Unten bin ich klitschenass - sicher auch, weil es in der Höhle sehr warm ist...
Aber immerhin, ich stehe jetzt mit wackligen Knien am Ufer des Flusses... Dieses Boot soll es sein! Wir tasten uns vorsichtigen Schrittes auf das Boot oder Floß aus Bambus, setzen uns und werden nun - mit wenigen anderen Booten - den Fluss entlang gestakt. Neben uns ein wahres Schauspiel wild gewordener Fische, die sich in Position bringen, um kleine Krumen zu erhaschen, die womöglich von diesem Boot geworfen werden... Es riecht in der Höhle nun bereits seit einiger Zeit deutlich nach Vogelkot - Guano! Wir sehen nun im Schein einer Taschenlampe unzählige Fledermäuse an der riesigen Höhlenhalle hängen und haben nur noch einen Wunsch: "Bitte scheißt uns nicht auf's Haupt!" Tausende hängen dort oben und nun sehen wir all die Einschläge auf dem Boot... Aber - es passiert erstaunlicherweise nichts... Wir haben Glück! Immer wieder fahren wir praktisch in völliger Finsternis und ahnen nur, was an der Decke hängt... Ein sinnliches Erlebnis der ganz anderen Art und schwer beeindruckend - Magda strahlt mit einer kleinen Lampe immer wieder Details an der Decke aus... Nach und nach wird es vom Ende her heller, wir sehen "Licht am Ende des Tunnels" und kommen zum hinteren Höhlenausgang...
Nach weiteren Klettereien in weitere Höhlen mit alten Bootsresten früherer Menschen, der Fahrt zurück auf dem Fluss - auch dieses Mal von den Fledermäusen nicht getroffen - gelangen wir zurück zum Ausgangspunkt, von dem aus man nun noch gute zwei Stunden warten könnte, um an einem anderen Höhleneingang zum Sonnenuntergang tausende von Mauerseglern zu beobachten, wie sie gemeinsam, in einem wahren Strom von Vögeln, die Höhle stürmen... Ein kanadischer Reisender hatte uns gerade das erst vorgestern empfohlen, doch wir tun es nicht: Wir erinnern uns der Millionen von Fledermäusen am sog. Bootsberg - Phnom Sampov bei Battambang, Kambodscha vor vier Jahren und treten die Heimfahrt an. Ein großartiges und nervenaufreibendes Spektakel von einer Höhlenbesichtigung im Gepäck!
Von unterwegs
Nach erfüllenden und schönen Tagen in Soppong soll es noch eine Etappe weiter gehen, noch tiefer in den Nord-Westen Thailands hinein, noch abgelegener und provinzieller, als alles, was wir schon zu sehen bekommen haben - und das meine ich keineswegs abfällig!
Wir chartern am Vortag zwei Plätze in einem offenbar aus Chiang Mai kommenden Minibus und warten - nach herzlichem Abschied von Da und Ihrer Familie - am Markt der Stadt. Mit etwas Verspätung kommt der bereits gefüllt erscheinende Bus an und wir suchen unsere Plätze... Der Fahrer verlangt unsere Tickets und weist uns zwei hintere Plätze zu, die unserer Reservierung entsprechen... Da sich der Bus gerade leert, die Fahrgäste nutzen die kurze Pause zum Vertreten der Beine, kommen wir problemlos in den Bus und sehen: Unsere Plätze sind von einem kleinen Jungen und zahlreichen Taschen besetzt. Seine Mutter - sitzt in der Reihe hinter ihm - verteidigt seinen Platz und zeigt uns andere Alternativen. Wir sind ja nicht auf Krawall aus und setzen uns erstmal eine Reihe davor, werden aber bald höflich von einem Briten aufgefordert, diese schnellstmöglich wieder zu verlassen... "I sit here!" "O.K., O.K., Sabay Sabay!" sag ich, was so viel wie "Tranquillo" oder "Ruhe bewahren" heißt, und bedeute ihm auch mit meiner Gestik, er solle mal runter kommen... Bevor sich das hier zu einer inner-europäischen Krise ausweitet, wende ich mich nun wieder unseren Plätzen zu ... und ... werde von der Mutter des Jungen nun bereits "eingeladen" mich auf den Platz zu setzen... "Geht doch!" denke ich.
Doch bevor ich mich setze - mein Blick scheint meine Gedanken zu spiegeln, denn die Mutter greift von hinten am Sitz vorbei auf die Sitzfläche meines Sitzes und erkennt: Nass! Pitschenass - trifft mich der Schlag... Zwei Theorien für die Pfütze auf meinem Sitz gehen mir durch den Kopf: Er hat da hingepinkelt oder hingekotzt - beides nicht sehr angenehm, denn alternative Sitzplätze sind Fehlanzeige und andere Passagiere wollen endlich einsteigen... Na toll! Ihr scheint das egal, sie wendet sich ihrer Banane zu... Der Junge wenigstens scheint ein schlechtes Gewissen zu haben... Ich bin mega-genervt.
Gut, dass wir mittlerweile immer Tüten mit uns führen, die in zahlreichen Fällen hilfreich sein können und die Magda nun aus ihrer Zaubertasche fingert: Heute decken wir die nasse Sitzfläche damit zu und meine Laune bessert sich Kurve um Kurve, weil das so mit dem trockenen Hintern funktioniert..! Irgendwann sitzt der Junge neben mir, weil Magda nach dem Aussteigen anderer Fahrtgäste umgezogen ist, und spuckt was das Zeug hält in eine Tüte! Er tut mir nun leid... Seine Mutter kümmert sich nicht, also versuche ich ihn ein wenig aufzumuntern, klopfe ihm immer mal auf sein kleines Beinchen, muss aber bei der nächsten scharfen Kurve aufpassen, dass ich nicht selbst gleich... Lassen wir das!
Mae Hong Son - Hat man anderswo in Thailand jemals einen so ruhigen und gechillten Ort gesehen?
Am späten Nachmittag haben wir bereits in Mae Hong Son unser neues großes Zimmer bezogen, wurden vom Besitzer unseres Guesthouses in die Optionen eingebunden, die man seiner Empfehlung nach hier ins Auge fassen sollte - fast alles, was er empfohlen hat, war später ein Volltreffer! - und machen uns zu Fuß auf den Weg durch die Stadt. Heute ist Sonntag, klar, dass manches geschlossen hat, aber als wir nun durch die Straßen hier laufen, glauben wir gar nicht in Thailand zu sein... Das hier, wirklich? Vor uns liegt das unaufgeregteste, ruhigste und ereignisärmste Örtchen des ganzen Landes dieser Größe - da lege ich mich fest -, großzügig gebaut, meist flach und weit ausgedehnt in die Ränder der Stadt hinein. Es ist sowas von gechillt, leise und trotzdem alles bietend, was das Herz begehrt... Es sprechen nur wenige Menschen gut englisch, eine touristische Infrastruktur verschwindet hinter dem chinesisch-thailändisch geprägten Alltag Mae Hong Son's. Passt!
Ein Ereignis ist der Morgenmarkt, der eigentlich ein ganztägiger Lebensmittel- und Allerlei-Markt ist, uns und anderen aber als Frühstücksort und Nachschubbasis für Obst dient. Man nennt ihn so, weil er sich vom Nachtmarkt - dem nightmarket - abgrenzen soll, der als walkingstreet um einen kleinen See in der Stadt herum jeden späten Nachmittag in aller Ruhe entsteht. Der nightmarket - DAS Event der Stadt - bietet jeden Abend eine Auswahl der Vielfalt an nordthailändischen Spezialitäten in Fingerfood-Modus und lädt zum Probieren, Flanieren und Staunen ein... DAS ist der Ort, an dem sich die Menschen hier treffen, hier fließt am Abend alles zusammen, hier kommen auch die Menschen aus den umgebenden Dörfern zum Schauen her... Und hier treffen sich auch die farangs, trinken ihr Bierchen am Abend in netten Kneipen und Bars, naschen sich durch die kulinarischen Kleinigkeiten und begegnen sich - ganz anders als in Pai - so gesittet und unaufgeregt wie der Ort selbst... Im Hintergrund zupft für zwei, drei Stunden ein junger Thai auf einer traditionellen Seung--Gitarre nordthailändische Klänge und der wundervolle Wat Chong Kham strahlt erleuchtet als faszinierende Kulisse und spiegelt sich im See... Ein herausragend schöner und einzigartiger Ort! So schnell übrigens, wie der Markt am Nachmittag entstand, so schnell löst er sich in aller Unaufgeregtheit der Menschen hier so gegen 20:00 Uhr (!) wieder auf... Danach ist es ruhig wie in einer deutschen Kleinstadt, die Bordsteine klappen hoch, das uns bekannte Thailand ist weit und breit nicht in Sicht... Very untypisch, aber auch mal ganz nett!
Bilder des Tempels Wat Phra That Doi Kongmu, Mae Hong Son, Thailand (Fotos Jörg Schwarz) - durch Anklicken die Fotos gern vergrößern!
Überbordende Natur und atemberaubende Landschaften
Die Stadt ist ansonsten nett und angenehm, ohne große Höhepunkte, sieht man einmal von dem wirklich schönen Bergtempel - dem Wat Phra That Doi Kongmu ab, der hoch oberhalb der Stadt auf einem Bergrücken steht und von dem aus man fantastische Blicke in beinahe alle Richtungen der Stadt hat. Von hier oben sieht man die weit ausgedehnte Stadt, die Landschaft in die sie sich wundervoll einschmiegt und man sieht den kleinen Flughafen, der im Grunde mitten in der Stadt liegt, von dem aber am Tag gerade einmal zwei, drei Propellermaschinen abheben... Die Tempelanlage jedenfalls ist schön und zum Sonnenuntergang ist die Stimmung und Atmosphäre hier wundervoll, man kann hinauffahren oder die hunderte von Treppenstufen auf dem steilen Aufgang hinauf laufen... Oben begegnet man zahlreichen Mönchen und gläubigen Buddhisten, die hier hoch pilgern und entsprechende Pilgerzeremonien vollziehen... Absolut Sehenswert!
Ansonsten kommt man hier her, weil die überbordende Natur in der gesamten Provinz Mae Hong Son einzigartig ist... Weitläufige, fast unberührte Bergdschungel schmiegen sich hier im Grenzgebiet zwischen Myanmar und Thailand in die atemberaubend gewölbte Landschaft. Man kann sich nicht sattsehen an dem Wechsel aus üppiger Wildnis hier und den von kleinen Dorfgemeinschaften geschaffenen zumeist terrassenartigen und grünen Anbauflächen und Gärten rund um die Flüsse dort. Riesige Waldareale wechseln sich mit menschlichen Siedlungen verschiedener Hilltribes (Karen, Hmong, Lisu oder Akha) ab, als wir in die unterschiedlichsten Richtungen von Mae Hong Son aus in die Berge hinein und wieder herab fahren, jederzeit auf guten Straßen und immer wieder regelrecht gezwungen anzuhalten, um in die Weite zu blicken...
Impressionen aus der Region rund um Mae Hong Son, Thailand (Fotos Jörg Schwarz) - zur Vergrößerung gern anklicken!
Irgendwann wollen wir mal wieder in den Dschungel hineintrekken, erinnern uns an die Empfehlung unseres Hoteleigners und laufen den gut 5 km weiten Rundkurs des wirklich schönen und gut zugänglichen Mae Sakut Nature Trail im Nam Tok Mae Surin Nationalpark, südlich von Mae Hong Son. Für ganztägige Wanderungen in der Wildnis oder gar mehrtägige Touren fehlt uns gerade die Lust... Überbordende Natur, das Motorrad-Fahrerlebnis auf kurvigen Bergpisten und das Eintauchen in die Welt der unterschiedlichen Volksgruppen mit ihren Trachten und Traditionen sind uns ein wahres Vergnügen... Bis wir uns ein wenig mit der Geschichte und der Situation eines dieser Bergvölker näher beschäftigen...
Geschichte der Padaung - Wer die Kayan/Karenni sind...
Wer kennt sie nicht die Padaung, die bei uns auch häufig als "Giraffenhals-" oder "Long-Neck-Frauen" bezeichnet und damit auch schon diffamiert werden? Fast jeder kennt die Fotos der mit schweren Messingspiralen "verlängerten" Frauenhälse und trägt seither das Rätsel dieser Tradition mit sich herum: Wer macht sowas? Und warum? Und ist das nicht furchtbar unangenehm?
Fragt man die Frauen der Volksgruppe der Kayan/Karenni, dann wissen sie selbst nicht, woher diese Tradition einst gekommen ist, wohl aber, dass sie sie von ihren Eltern geerbt haben. Sie sagen, dass sie es seit Generationen so machen und dass es eben schon immer so war... Würden sie ihr traditionelles freies Kayan/Karenni -Leben führen können, in ihrer Heimat, in den Bergregionen Myanmars, woher die Gruppen ursprünglich stammen, dann würden sie diese goldigen Ringe auch während der Arbeit auf den Feldern tragen, beim Kochen oder Kinder hüten... Ganz normal also...
Impressionen von unserer kleinen Trekkingtour im Bergwald der Region Mae Hong Son, Thailand (Fotos Jörg Schwarz)
Vielleicht ein paar Erkenntnisse vorab: Die Spiralen strecken nicht den Hals, wie es ja optisch durchaus anmutet, sondern drücken die Schultern und Rippen der Frauen nach unten und erzeugen so die optische Täuschung eines längeren Halses. Sie werden auch gelegentlich abgenommen und je nach Wachstum auch erweitert. Sie haben dabei keine Schmerzen, heißt es hier und da, man hört aber auch andere Geschichten und möchte die Antwort eines Orthopäden gar nicht erst abwarten... Einzelne Frauen der Kayan/Karenni tragen den Schmuck offenbar bereits nicht mehr. Für die Padaung dagegen ist diese Tradition der Halsringe ein Teil ihrer ethnischen Identität, die einfach zur Einzigartigkeit ihrer Kultur gehört, wie der Grünkohl mit Pinkel zu Nordwestdeutschland, wenn ich mir diese Pointe erlauben darf - bekommt ja auch nicht jedem! Die Frauen fühlen sich damit durchaus schön und besonders und es scheint, als würde diese Tradition auch zukünftig zu den Kayan/Karenni gehören, denn wir sehen auch kleine Mädchen die Ringe bereits um ihre Hälse tragen... Man kann also dazu stehen wie man will, für die Kayan/Karenni gehört es dazu... Aber was machen die Kayan/Karenni eigentlich hier in Nordthailand und was hat das mit den Spurenwechslern zu tun?
Etwa 90.000 Menschen dieser Volksgruppe leben derzeit als Geflüchtete verteilt in Nordthailand in Flüchtlingscamps. Diese Camps stehen unter thailändischer Verwaltung und sind weitgehend abgeschottet, eine bessere Perspektive haben die Kayan/Karenni derzeit nicht. Während diese Camps für die Kayan/Karenni inzwischen ein permanentes Zuhause bedeuten, ist ihr Verbleib in Thailand keineswegs sicher und schon gar nicht erwünscht. Thailand erwartet im Grunde die Rückkehr der Kayan/Karenni nach Myanmar und hält sie hier so lange in diesen Zwischenlagern und übt Druck auf die Volksgruppe aus. Das allerdings ist wohl immer noch besser, als alles, was man von den Militärs in Myanmar zu erwarten hätte - sagen wenigstens die Kayan/Karenni selbst... Und sie haben sicher recht: Fragt mal die Rohingya, die von der Militärjunta grausam nach Bangladesch vertrieben wurden... In den Jahren zwischen 1948 und 1997 bereits wurden die Kayan/Karenni in ihrer Heimat systematisch verfolgt, zu Zwangsarbeit verpflichtet, mit Gewalt überzogen und schließlich von dort vertrieben. Einige von ihnen leben in der Region um Mae Hong Son seit 1992, also gut 30 Jahre!
Ist man also in Mae Hong Son, so hat man die Möglichkeit, diese Volksgruppen und eben auch die Padaung zu besuchen oder es zu lassen - für beide Seiten sprechen Argumente und für manchen ist es eine hoch-ethische Frage. Ein Besuch der Kayan/Karenni - Dörfer bedeutet den Besuch eines eigens von den thailändischen Verwaltern eingerichteten Marktes, in den der Besucher "Eintritt" zahlt, um an zahlreichen Marktständen mit allerlei Kunsthandwerk - vermutlich Produkte aus China - einzelne Padaung zu treffen bzw. ihnen dort zu begegnen, die dort den Verkauf organisieren. Vom eigentlichen Dorf sieht man fast gar nichts... Die Kayan/Karenni lassen sich also dort besuchen und - nach eigener Aussage - durchaus auch gern fotografieren, auch, weil sie eben damit die Besucher anlocken und die eigene Kasse etwas aufbessern können, zudem sind sie auf ihr Schönheitsideal durchaus stolz! Warum also nicht? Ist ja klar, dass es in den Camps offensichtlich nur das Nötigste gibt und die Padaung - außer über diese Tätigkeit - nicht mit eigener Arbeit einen Hinzuverdienst erzielen könnten... Die Einnahmen aus dem Ticketverkauf fließen angeblich ebenfalls über die Versorgung der Kayan/Karenni an die Geflüchteten zurück, ein Großteil aber fließt vermutlich an touristischen Zulieferer, die Verwalter, Behörden und ähnliches...
Der Zugang zu den Kayan/Karenni funktioniert also nur über diese Märkte. Soll man das nun tun? Einige halten das für ethisch unangebracht und sprechen von Menschenzoos... Aber wird das der Frage gerecht? Ist ja hier keine ethische Abhandlung, daher halte ich das kurz: Wir haben uns entschlossen uns das anzuschauen. Wir haben den "Eintritt" bezahlt und sind den Markt abgelaufen. Und ja, wir haben mit Respekt vor den Menschen, wie sonst auch, einige wenige Bilder gemacht. Die Situation der Kayan/Karenni ist nicht schön und ich wünschte für sie, es wäre anders. Auch die "Marktsituation" vor Ort hat schon ein Geschmäckle und wir haben das natürlich durchgängig gespürt. Aber mir fallen viele andere Völker ein, die sich derzeit in einer weit präkereren Lage befinden... Die Kayan/Karenni selbst halten ihre Lage für gar nicht so schlecht, wenn sie nur in Thailand bleiben könnten und wünschen sich den respektvollen Besuch ihrer Dörfer... Vielleicht sollte Thailand mal seinen Standpunkt zu den Geflüchteten zum Wohle dieser Menschen überdenken, das könnte wirklich helfen und den Status verändern...
Fazit Nordthailand - Thailand
Nach nunmehr 6 Wochen in einem unserer Lieblingsländer können wir festhalten: Spurenwechsler sind IN DER SPUR und in Asien angekommen - es geht uns hervorragend, wir haben uns schnell akklimatisiert und genießen Asien in vollen Zügen. Unsere Entscheidung mal wieder neue Ziele in Thailand aufzusuchen war goldrichtig, sowohl Koh Kood als auch der Nord-Westen Thailands waren perfekt! Nach wie vor hat dieses Land, haben diese wunderbaren Menschen mit ihrer großen Gastfreundschaft und dem herzzerreißenden Charme, ihrem ausgeprägten Pragmatismus und der überbordenden Dienstleistungsmentalität - das müssen andere erstmal erreichen! - viel, sehr viel zu geben und vielleicht war der Corona-Crash eine ganz gute Zäsur, um alte Tugenden wiederzubeleben, die in diesem Reiseziel einfach drinstecken...
Ja, der Massentourismus ist - zu unserem Leidwesen - in Thailand zurück, auch wenn sicher noch Kapazitäten vorhanden sind. Es gilt, was schon vor der Coronakrise galt: In Thailand muss man sich seine Nischen jenseits des professionellen Tourismusgeschäfts suchen und zwischen Zielen, Saisonzeiten und einem guten Erwartungsmanagement eine annehmbare individuelle Mischung für sich selbst gestalten... Dann findet man in Thailand nach wie vor das "Land des Lächelns". Wir haben es sowohl im vollen Bangkok hier und da, jederzeit auf Koh Kood, aber vor allem im Norden Thailands überall zu Hauf gefunden. Wir werden daher immer wieder kommen - danke Thailand!
Empfehlungen
Pai
Unterkunft
- Wir hatten in Pai nicht den besten Griff und können aus eigener Erfahrung keine Unterkunft hier empfehlen.
- Wir können aber sagen, dass die Unterkünfte/Bungalows jenseits des Flusses in der Stadt sehr schön, gemütlich und chillig aussahen... Dahin würden wir nächstes Mal gehen...
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Speisen
- Richtig zufrieden waren wir nur bei einer sehr freundlichen alten Frau mitten in Pai, deren Restaurant unter Joy's Place firmiert und hier zu finden ist: 230 หมู่1 1095, Pai, Pai District, Mae Hong Son 58130 - gleich hinter der Kreuzung Chai Songkhram Road / Singharat Road; Der Laden ist mini und ist durch zwei bunte Sonnenschirme und Früchte sowie kleine Tischchen an der Straße auffällig... Am besten sitzt man an dem einzigen kleinen Tisch innen - sie macht nicht nur perfekte Shakes, sie kocht auch hervorragende Gerichte zu Thai-Preisen...
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Allgemeines
- ein angemessenes Erwartungsmanagement zu Pai und eine kritische Perspektive auf die Entwicklungen hier im Ort und man kann hier ganz sicher eine gute Zeit verbringen...
- wir empfehlen mit dem Moped in der Umgebung einfach in die Landschaft und Berge hinein zu fahren, es gibt eine Reihe von Sehenswürdigkeiten:
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- der Aufstieg zum weiß strahlenden Big Buddha
- die heißen Quellen an diversen Standorten der Region
- die Wasserfälle der Gegend, u.a. Pam Bok
- die Bambusbrücke bei Kho Ku So
- einige empfehlen den Pai Canyon... wir waren mäßig begeistert
- wer die Nähe von anderen Touris am Pool sucht und auch tagsüber ne Bar mit chilligen Abhängplätzen braucht: Two Huts Pai, 8FC4+R42, Rural Rd Mae Hong Son 4024, Mae Hi, Pai District, Mae Hong Son 58130
- die öffentlichen Busse sind arg knapp bemessen, wenn es in Richtung Mae Hong Son/Soppong geht - derzeit (Hauptsaison) mal besser zwei Tage vorher anfragen...
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- Alternative 1: Taxis! Die sind hier richtig teuer! 1300 - 1500 Baht nach Soppong
- Alternative 2: Songtaews, in denen ich aber ehrlich gesagt nicht sitzen möchte, wenn die diese Kurvenstrecken da fahren...
- Alternative 3: Es werden ja Touren (Minibusse) zu der Nam Lod Cave in der Nähe Soppongs angeboten... Die Tourenanbieter nehmen bei freien Plätzen gern auch Menschen mit, die gar nicht in die Höhlen wollen, sondern in Soppong von Bord gehen; Preis: 300 Baht!
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Soppong
Unterkunft
Es kann hier nur eine geben:
- Das Jungle Guesthouse, 200 Sop Pong, Pang Mapha District, Mae Hong Son 58150, ist eine einfache, robuste aber mehr als gute, charmante und wunderbare Unterkunft am Rande des Ortes - fußläufig - aber in der Natur... Der schöne Garten mit unzähligen Obstbäumen, freilaufenden Hühnern, die schöne Restaurantterrasse mit Lagerfeuer sind wirklich sehr nett und gemütlich. Die Bungalows sind großzügig, praktisch und haben eine große wundervolle Terrasse. Dazu ist Da, die Besitzerin, ein wahrer menschlicher Schatz mit viel Herzlichkeit und dem richtigen Riecher für Gäste... Darüber hinaus kocht sie überragend! Sehr empfehlenswert!
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Speisen
- Wir haben aufgrund der Güte ausnahmslos im Jungle Guesthouse gespeist - ich weiß allerdings nicht, ob Da auch für externe Gäste kocht. Hier jedenfalls werden kulinarische Träume wahr, zumal Da selber Brot backt, viel Gemüse nutzt und Wünsche der Gäste erfüllt!
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- der Mixed Fruitshake ist unschlagbar!
- die Auswahl der nordthailändischen Gerichte ist gut, alles sehr lecker!
- Da macht Euch die fast schon aus Thailand verschwundenen No Name-Balls mit Chicken oder Gemüse...
- Das Tuna-Sandwich ist klasse!
- Bier gibt es hier aber nicht, das muss man sich unten an der Straße besorgen - 3 Minuten Weg!
- Unterwegs waren die Suppen im Noodle Soup House Ban Jabo sehr gut, ohnehin ist die Gegend einen Besuch wert: 1226 31 Pang Mapha, Pang Mapha District, Mae Hong Son 58150
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Allgemeines
- Attraktion rund um Soppong sind neben den Karststeingebirgen und der damit ausgesprochen schönen Landschaft (vor allem rund um Ban Jabo, aber auch alle anderen Seitenstraßen der Hauptverkehrsader 1095) natürlich die berühmten Höhlen, allen voran:
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- die Nam Lod Cave sollte man hier mindestens besuchen, denn das Höhlenerlebnis zwischen 1 - 1,5 Stunden ist mega gut! Neben großen Hallen und kleineren Räumen auf diversen Ebenen unter der Erde - es heißt Treppenstufen und allerlei Rampen in schwachem Licht (nur eine Gaslampe) zu bewältigen - überzeugen zahlreiche Stalaktiten und Stalagmiten, prähistorische Funde und eben der Fluss, der in Dunkelheit durch die Höhle fließt... Lasst euch mit den Flößen/Booten da durchstaken, ein echtes Erlebnis! Bringt Taschenlampen mit!
- gleich neben Soppong liegen kleinere Dörfer der Lisu und anderer Volksgruppen, in denen wir vor allem mit den Kindern ganz süße Begegnungen hatten...
- Egal in welche Richtung ihr bei Soppong von der Hauptstraße 1095 abfahrt - ihr landet in großartiger Natur und interessanter Landschaft, stoßt immer wieder auf kleine Dorfgemeinschaften und fantastische Aussichten...
- der kleine Berg-Tempel im Rücken des Jungle Guesthouse - aus dem Zentrum des Orts heraus anzusteuern und im letzten Abschnitt über extremst steile Rampen (besser Laufen!) - ist nett und bietet tolle Weitsicht sowie einen Blick aus großer Höhe auf den Ort. Die Mönche dort freuen sich über Besuch!
- Wir haben jeden Abend einen Blick auf den (nur kurze Zeit noch geöffneten) Abendmarkt mit zahlreichen Streetfood-Ständen, Gemüse- und Obsthändlern etc. gemacht und im Ort in einem der zahlreichen offenen Lokale noch ein Bierchen getrunken. Die Leute da sehen das nicht regelmäßig, von daher erntet man interessante Begegnungen dort...
- Wir haben gleich rechts neben der christlichen Kirche - einige Lisu und Shan scheinen christlichen Glaubens zu sein und hier eine Gemeinde gegründet haben - in einem Motorradgeschäft ein gebrauchtes Motorrad gemietet, das eigens gewartet, gecheckt und für gut befunden wurde... Guter Laden, freundliche Leute...
- das eigentliche Highlight hier für uns, war das gemeinsame Zusammensein mit Da im schönen Jungle Guesthouse - ein Ort zum Wohlfühlen!
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Mae Hong Son
Unterkunft
Funktional, gut gelegen und aufgrund der ausgesprochen großen Hilfsbereitschaft des Gastgebers zu empfehlen sind die
- Boondee-Guesthouses, denn es scheint inzwischen mehrere Häuser dieser Unterkunft zu geben. Das Preis-Leistungsverhältnis hier - 6 Phadung Muaito, Chong Kham, Mueang Mae Hong Son District, Mae Hong Son 58000, Thailand - jedenfalls stimmt und man läuft von hier zu Fuß locker in einer Minute in die City und u.a. in 5 Minuten zum Nachtmarkt. Schon bei Ankunft bekommt man eine kurze aber wertvolle Einweisung in ein mögliches Programm mit zahlreichen Handzeichnungen zu Mae Hong Son. Alle hier sind wahnsinnig nett! Die Zimmer selbst - jedenfalls, das, was wir genutzt haben, ist völlig O.K. und sauber, auch wenn das jetzt kein Highlight war... Es existiert eine großzügige Terrasse mit Küchenzeile und man kann selbst waschen...
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Speisen
- Man kann auf den Morgenmarkt am Morgen (und auch sonst) gehen und dort frühstücken, man muss auf den Nachtmarkt gehen, um sich dort durch die kulinarische Vielfalt dieser vielen kleinen Stände liebevoll zubereiteter Kleinigkeiten zu naschen... Es gibt hier wirklich großartige kulinarische Höhen... Einfach aussuchen und einkaufen, was man mag, in den Bars und Kneipen nebenan lässt man Euch das zum Bierchen aus der Bar/Kneipe problemlos essen, wenn ihr fragt. Zum Beispiel hier:
- Goodviewbar oder direkt links nebenan in der noch schöneren Coffee Bar, 7XX8+JM9, Pradit Chong Kham Alley, Chong Kham, Mueang Mae Hong Son District, Mae Hong Son 58000, Thailand, die aber eher Bier und handfestes anzubieten hat - hier kann man auch in der oberen Etage auf alles wunderbar herabblicken...
- wenn man aber mal wieder eine richtige und vollwertige Portion nordthailändischer Gerichte abfeiern und dazu auf eine ausgesprochen gute Köchin zurückgreifen will, die
leider bisher kaum Beachtung erhält, dann fahrt oder lauft ein paar Meter aus der Innenstadt raus und esst in diesem offenen Straßenrestaurant, dessen thailändischer Name euch sicher auch nichts
bringt:
น้องนัท อาหารตามสั่ง.
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- Ihr findet den Laden direkt gegenüber dem geschlossen ausschauenden Mae Hong Son Mountain Inn und der ganz guten Mandalay Massage... Hier die Adresse: 108 Khunlumprapas Rd, Chong Kham, Mueang Mae Hong Son District, Mae Hong Son 58000, Thailand
- seid gewiss: Wir haben hier auf der Karte vieles durchprobiert und waren von der Güte und Qualität der Küche begeistert...
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Allgemeines
- Mae Hong Son besticht vor allem durch seine unaufgeregte und chillige Art - hier ist nicht viel los und am Abend klappen die Bordsteine früh hoch - zwei Ausnahmen:
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- der Nachtmarkt, der auch jenseits seiner kulinarischen Güte ein Ereignis ist, dem man beiwohnen sollte.
- der Morgenmarkt, der einfach ein quirliger und interessanter Ganztagesmarkt ist
- Lauft die Innenstadt ab und besucht die zwei sehenswertesten Tempelareale der Stadt:
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- den Wat Chom Kham am See
- den Wat Phra That Doi Kongmu auf dem Bergrücken oberhalb der Stadt
- Fahrt mit dem Moped - leiht es beim goldigen JD Motor For Rent
in der 8X29+JPW, Pang Mu, Mueang Mae Hong Son District, Mae Hong Son 58000, Thailand - einfach in die Gegend hinein... Wir hatten in alle Richtungen und beim spontanen Abbiegen von der Straße 108 großartige Landschaftserlebnisse... - Sehr spannend ist aber die Muss-Tour zum chinesisch-geprägten Grenzort Ban Rak Thai - nicht wegen dieses Ortes, sondern wegen der atemberaubenden Landschaften links und rechts der Strecke:
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- Nehmt den Weg über die 1095 hin und biegt kurz vorm Coffee Shop, CXFJ+PCM, 1095, Huai Pha, Mueang Mae Hong Son District, Mae Hong Son 58000, Thailand, links ab (zum Ort Mok Cham Pae) und die Strecke über die 4001 vom selben Ort zurück...
- ihr kommt an faszinierenden Tälern vorbei, voller Terrassen mit Obst- und Gemüsefeldern, aber auch durch bergige Wälder und Ortschaften von interessanten Volksgruppen...
- es lässt sich ein königliches Anwesen besuchen, das sehenswert ist, der schöne und leicht zugängliche Wasserfall Namtok Pha Suea und vieles mehr...
- eine wunderbare Tagestour...
- Wer wie wir diese Mal nicht die Lust auf die ganz große oder mehrtägige Trekkingtour durch den Dschungel hat, der sollte wenigstens den Mae Sakut Nature Trail im Nam Tok Mae Surin Nationalpark trekken, der einen schönen Eindruck von diesem Wald vermittelt.
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Ausblick
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Bangkok, in der die Spurenwechsler nochmal kulinarisch voll auf ihre Kosten kommen, geht es weiter nach Kambodscha...
Zunächst warten das sagenhafte Angkor Wat und die Tempelruinen der Khmer erneut auf unsere Helden. Nach sicher anstrengenden Tagen in den archäologischen Gefilden dieses Top-Ereignisses, in denen sie einen alten Bekannten wieder treffen, um zu erfahren, was Corona mit ihm und seiner Familie gemacht hat, haben sie die Qual der Wahl, wo es als nächstes hingehen soll...
Einerseits möchten sie am liebsten alles schon Gesehene nochmals abklappern und sich ein Nach-Corona-Bild machen, andererseits zieht es auch zu neuen Zielen, wie beispielsweise dem Mekong an der Grenze zu Laos (nördlich von Stueng Traeng) oder der bergigen Region Mondulkiri mit der Hauptstadt Senmonorom im sog. wilden Osten...
Es werden wohl Nuancen, Launen und der Gemüts- und Fitnesszustand unserer Spurenwechsler den Ausschlag für das eine oder andere geben... Warten wir es also ab und folgen ihnen einfach IN DIE SPUR...
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