Moin Moin aus dem heute mal verregneten Berlin!
Bereits zurück in der Heimat, arbeiten wir unsere Reise nach Polen und Portugal auf, die uns in diesem Spätsommer zunächst nach Kattowitz und anschließend nach Lissabon und Sintra führte. Zugegeben, eine große Tour haben wir in Portugal jetzt nicht gemacht, dafür das wenige an Kilometern besonders intensiv erlebt - vor allem: Rauf und runter! Wie schon im letzten Teil unserer diesmaligen Blogserie berichtet, sind wir ganz schön viel zu Fuß unterwegs in der portugiesischen Hauptstadt!
Was für eine Stadt! Nicht umsonst wird sie auch die "Stadt des Lichts" genannt und tatsächlich strahlt sie wirklich hell! Ob nun im Labyrinth der Gassen Alfamas oder in den Schachbrett-gleichen Paradestraßen der Unterstadt: Lissabon hat uns begeistert! Wir setzen hier nun - ohne viel weiteres Aufhebens - unseren Bericht der vergangenen Woche fort. Vielleicht schaut Ihr als erstes nochmal dort hinein, wir verlinken Euch dann direkt wieder hierher zurück!
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Relikte der Geschichte - die Remodelados
Wir starten den Tag heute früh mal wieder im Antù Alfama, einer nicht ganz billigen, aber einfach netten Mischung aus Restaurant, Café und Kneipe direkt an unserem Platz - quasi vor der Haustür unserer Wohnung. Wir sitzen auf der kleinen, versteckten Terrasse, blicken auf einen weiteren terrassierten Platz und die Iglesia Paroquial de São Miguel und freuen uns, dass wir ein Plätzchen hier - direkt unter einem Dach aus Weinreben samt Trauben - ergattern konnten. Egal ob und wie die Sonne scheint - hier schützt uns ein natürliches Sonnendach... Die Atmosphäre ist herzzerreißend schön, das bereits verspeiste Menü so mit das Beste, was wir hier in Portugal gegessen haben - und das gilt für alles, was wir hier über einzelne Tage so probieren... So kann man in den Tag gut starten - und man kann ihn hier übrigens - bei sehr freundlichen Leuten - auch sehr gut beenden...
Wir machen uns heute in die Stadtteile Mouraria und Graça auf und das heißt für uns erstmal wieder ziemlich viel aufwärts... Wir durchqueren zunächst Alfama in Richtung Nordwesten, steigen Treppen, laufen steile Straßen ab und genießen das Flair dieser engen, gepflasterten Gassen und Häuserschluchten... Noch ist es ruhig hier heute Morgen, es sind nur wenige Menschen auf den Pflastersteinen unterwegs, als es hinter uns plötzlich scheppert und rappelt, quietscht und rumpelt... Von unten herauf - in unserem Rücken - nähert sich eines der Wahrzeichen der Stadt, eine der alten, historischen Remodelado-Bahnen, die hier in den historischen Vierteln noch zahlreich unterwegs sind und auf die wir heute immer wieder treffen. Die Straßenbahnen Lissabons existieren seit 1873 - zunächst als Carros americanos (Pferdestraßenbahn), seit 1901 dann als elektrisch betriebenes Fortbewegungsmittel...



Wir laufen in einer engen, steilen Gasse, mitten auf den versenkten Gleisen und müssen jetzt sehen, dass wir hier runter kommen, denn die kleine rot-gelbe Bahn arbeitet sich bereits zügig, aber quietschend herauf - doch wohin...? Gerade ist es wirklich eng hier, nur ein kleiner, nicht mal einen halben Meter breiter Bürgersteig ist angedeutet - die Bahn bimmelt schon warnend, als wir eine Stelle erreichen, an der wir uns zur Seite stellen und an die Häuserwand drücken können... Schon rumpelt das metallische Gefährt - gefühlt aus einem anderen Jahrhundert und mit nur ganz wenig Abstand - langsam und polternd an uns vorüber... Die Bahn ist voll, viele Menschen - vor allem Touristen - sparen sich hier den mühsamen Aufstieg... Wir blicken amüsiert hinter diesem Relikt aus einer anderen Zeit hinterher, freuen uns über die Begegnung, die wir entlang unseres heutigen Weges nun wiederholt genießen und staunen über das historische Ambiente hier, das die Kombination aus altem Gemäuer, engsten Gassen und eben diesen schönen alten Kisten erzeugt...
Auf zu den Mauren - nach Mouraria und Graça
Wir steigen die attraktive Rua da Voz de Operário hinauf und stehen irgendwann vor dem imposanten Monasteiro (samt Igreja) de São Vicente de Fora, einem mächtigen, zurückversetzten Kloster und mächtigen Kirchenschiff, das - wie der Name schon sagt: de Fora - einst vor den Toren und Mauern der Stadt gestanden hat... Es gehört heute zum unmittelbaren Zentrum Lissabons, beherbergt den Patriarchen von Lissabon und beheimatet den größten noch erhaltenen Azulejo-Bestand weltweit - also jene wundervollen historischen und bemalten Kachelfliesenbilder, die wir schon im letzten Beitrag vorgestellt hatten... Eine imposante Erscheinung, zudem eine der wenigen christlichen Kirchen in diesem Teil der Stadt, die wir auf unseren ersten Metern Richtung Graça entdecken...



Wir steigen Graça entgegen und erleben sukzessive einen immer geerdeter erscheinenden Kiez, einen Stadtteil, der ebenfalls wunderschön, dafür aber "normaler" und irgendwie "realer" erscheint, als das touristische Lissabon... Noch vor ein paar Jahren galten die Viertel Mouraria und Graça als "gefährlich", rieten Reiseführer zur Vorsicht, empfahlen es zu meiden... Ja sogar dieser Tage noch! Wir können das beinahe gar nicht glauben, wenn wir ihn so durchwandeln und fühlen uns heute pudelwohl und sicher! Und wir lieben beide Kieze von der ersten Sekunde an, erinnern sie uns - sieht man von der Topographie einmal ab - mit ihrem multikulturellen und künstlerischen Charme doch sehr an Berlin, über das es doch heißt: Arm aber sexy...!
Mouraria trägt seinen Namen - wie zahlreiche sog. Maurenviertel in anderen portugiesischen Städten auch - aufgrund der vier Jahrhunderte alten Geschichte der Mauren - Berber und Araber - hier in Portugal. Als nämlich einst die christlichen Herrscher im 12. Jahrhundert das Zepter der Macht in Portugal wieder übernahmen, da wurden die muslimischen Mauren - längst heimisch geworden - aus der Stadt und vor die Stadtmauern vertrieben. Sie sammelten sich also in sog. "maurischen Vierteln" - Mouraria -, in denen sie segregiert unter ihresgleichen lebten. Während diese Reviere in anderen Städten des Landes nach und nach verschwanden oder sich auflösten, überlebte dieser prachtvolle Kiez hier in Lissabon sowohl die Zeiten als auch - teilweise wenigstens - das große Erdbeben von 1755 weitgehend unbeschadet - ebenso wie der Alfama-Kiez. Heute hat es sich - nach Jahren, in denen es hier durchaus prekär zuging - zu einem wahren Szeneviertel mit viel Atmosphäre entwickelt. In Mouraria und Graça zeigt sich die "andere Seite" der portugiesischen Seele von ihrer ausgeprägten Seite und dürfte - bei allen Herausforderungen, die es auch in dieser Gesellschaft gibt - all jene eines besseren belehren, die sich das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen so gar nicht positiv vorstellen können...



Geschichte Portugals - einst eine Weltmacht
Wenn man hier in Mouraria oder Graça die spannende ethnische Vielfalt der Völker und Hautfarben sieht, dann beschäftigt man sich unwillkürlich mit der großen Vergangenheit dieses Landes, die uns beinahe in alle Teile der Welt führen wird. Man wird sich mal wieder bewusst, dass politische Reiche und der stolze Ruhm einst großer Dynastien vergehen, dass Macht endlich ist. Das gilt in Portugal für die maurischen Herrscher, die einst für vier Jahrhunderte unangefochten hier das sagen hatten, eine ganze Reihe technisches Know-how (u.a. in der Bewässerungstechnik, landwirtschaftliche Anbaumethoden) und die muslimische Kultur nach Portugal brachten. Das gilt aber vor allem auch für das große christlich-monarchische Portugal, das aufgrund seiner mächtigen Flotte, die wiederum vor allem durch die reichen Finanzquellen der seit dem Mittelalter hier ansässigen jüdischen Gemeinschaft aufgebaut werden konnte, bereits im 14. Jahrhundert, als noch junges Königreich (seit dem 12. Jahrhundert), zur ersten weltumspannenden Großmacht wurde, zur ersten Entdeckernation, noch vor den Spaniern und Kolumbus.
Portugals Schiffe bereisten die Welt und ließen das Land zur führenden europäischen Handels- und Seemacht aufsteigen. Ob in Afrika (Kapverden, Angola, Mosambik), Südamerika (Brasilien) oder Asien (Indien, Ceylon, Melaka, Macau , auch diverse Gebiete der Bandasee), Portugal schuf ein weltweites Netz aus Handelsniederlassungen, Schiffsrouten und schließlich Kolonien, die es lange ausbeutete und die es zeitweise zu einem der reichsten Staaten der Erde werden ließ. Mit dem sukzessiven Verfall dieser einstigen Größe begann nun ein schleichender Bedeutungs- und Machtverlust und führte - unter der Diktatur Salazars (herrschte 1932 - 1968 autoritär) - zu erbitterten Schlachten um die Kolonien und die globalen Besitztümer. Als die letzte Kolonialmacht des Planeten entließ Portugal seine Kolonien erst 1974/75 - unter demokratischer Verfassung - und Macau sogar erst 1999...



Wandelt man also durch die zwei multi-ethnischen Stadtteile, dann wird diese Historie Portugals immer wieder bewusst, macht man sich klar, dass alle Viertel der Stadt ihre eigene Geschichte haben... Heute bestechen Mouraria und Graça mit einer Vielzahl alter historischer Kieze, die deutlich lebendiger und belebter - irgendwie "echter" - sind, als die des Nachbarn Alfama. Bars, Cafés und urige Restaurants - natürlich Bäckereien und Konditoreien - laden im Schatten all der wunderbar gekachelten Gebäude zum chillen ein. Es ist ein Vergnügen zeit- und ziellos auch in diesen beiden Stadtteilen zu schlendern, sich einfach den alltäglichen Schätzen in den Gassen hinzugeben. Und: Mouraria, vor allem Graça - sind ein Paradies für Streetart - Fans...
Streetart und Weitblick
Wir haben ein paar Empfehlungen für außergewöhnliche Kunstwerke im Gepäck und laufen auf der Suche nach diesen durch die Straßen der Viertel. Vor allem in Graça entdecken wir - neben schönen unprätentiösen Plätzen zunächst die geschützte Siedlung Villa Bertha - auch: Vila Berta. Die schon 1902 gebaute und heute unter Denkmalschutz stehende kleine Siedlung ist ein wundervolles Beispiel eines Viertels der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert... Es liegt geschützt mit wundervoller Architektur, tollen Balkonen und einem interessanten Eigenleben in einem von anderen Gebäuden weitgehend eingeschlossenen Quartier und ist - über einen kleinen unscheinbaren Durchgang - zugänglich... Wir aber suchen Beispiele der in Graça so berühmten Streetart und werden sehr bald - und nun auch regelmäßig - fündig:




Im Schatten der Häuser durchstreifen wir den Kiez, entdecken quasi minütlich neue schöne Kunstwerke an den Wänden der Häuser... Wir verweilen und genehmigen uns die ein oder andere Pastéis de Nata, besorgen uns eine Chorizo für den Abend hier, ein Stück des ausgezeichneten Ziegenkäses da - wir genießen ihn immer mal wieder als Zwischensnack mit diesen - hier und da - erhältlichen, wundervollen Quitte- oder Guavemarmeladen Portugals - und können in Graça auch endlich mal ein normales Brot erwerben, was in den touristischen Vierteln natürlich schwierig ist... Wir treiben durch den Kiez, sind ganz verliebt in dessen lässige und gechillte Schönheit und stehen endlich vor der wuchtigen Klosteranlage der wiederaufgebauten Igreja da Graça und ihrem zugehörigen, imposanten Miradouro - den wir uns ja heute als eigentliches Tagesziel vorgenommen haben... Und in der Tat hat unser Reiseführer nicht zu viel versprochen: Wir haben einen herausragenden Weitblick von diesem markanten Aussichtspunkt, von dem aus wir nun auf Mouraria unter uns und zu vielen anderen Vierteln entfernt beste Sicht haben...
Direkt unterhalb der Aussichtsplattform schlängeln wir uns anschließend hinein nach Mouraria, vorbei am Funicular da Graça - einer der steilsten Standseilbahnen der Stadt - bis hinunter zum sehenswerten Praça Martim Moniz in das Herz Mourarias und wieder durch die verwinkelten Gassen zurück... Wem der touristische Teil Lissabons und all die touristischen Details irgendwann zu viel werden, der sollte sich also in den deutlich weniger touristisch situierten Kiezen rund um die Igreja da Graça (oben wie unten) zurückziehen. Wir jedenfalls haben uns hier sehr wohl gefühlt! Nun aber zieht es uns zurück zu unserem eigenen Altstadtviertel und wir laufen die steil abfallende Calçada da Graça hinab, werfen unterwegs noch einen Blick in den Pátio de Dom Fradique, der Wim Wenders als Filmkulisse zu Lisbon Story treue Dienste geleistet hatte und kehren schließlich mit einem Bärenhunger in das Lokal Alfama Grill ein...



Zurück in Alfama - Sardinen satt und Thaimassage am Hafen
Auf der schönen Terrasse des Lokals, an dem sich mehrere schmale, aber belebte Gassen in Alfama treffen, wollen wir nun endlich einen der Klassiker der portugiesischen - wenigstens der Lissaboner - Küche kosten. Nach all den Bacalhaus, Doraden und Gott weiß was für Fischen in der Unterstadt, steht heute die Sardine auf meinem Speiseplan, die zu Lissabon gehört, wie die Sprotte zu Kiel... Und was soll ich sagen? Meine Erwartungen hielten sich ja zurück, aber die deutlich größeren Sardinen (gegenüber der Sprotte) haben mir mal so richtig gemundet und die angekündigten Gräten hielten sich sehr, sehr in Grenzen... Zu dem wirklich köstlichen Geschmack des gegrillten Fischs gab es endlich mal wieder Gemüse satt und auch der Sangria hier war lecker... Beinahe am Ende unserer Tour also doch noch ein richtiges Schmankerl im Touristenkiez, in dem ja sonst leider sehr viel Mittelmaß auf die Teller kommt...
Nur einmal noch werden wir anschließend in Lissabon so richtig begeistert über das kulinarische Angebot sein: Am Tag vor unserer Abreise nach Deutschland... Da nämlich gehen wir einem ewigen Tipp eines Freundes nach und besuchen das spanische Pendant der kulinarischen Abteilung des Berliner KaDeWe und speisen in einem El Corte Inglés - Kaufhaus auf der Dachterrasse unter freiem Himmel... Drei mexikanische Hauptgerichte teilen wir uns hier, die zwar nicht gerade günstig sind, auch nicht gerade üppig ausfallen, dafür aber phänomenal authentisch und lecker gewesen sind... Hallelujah war das gut!



Mit massenhaft Eindrücken von der Stadt, inzwischen gut verdauter Sardine, schlendern wir noch ein wenig zum Tejo und zum Hafen hin, in dem auch heute wieder diese riesigen Dreckschleudern von Kreuzfahrtschiffen liegen und den freien Blick auf den Tejo weitgehend verbauen... Ich muss zugeben, dass ich seit Mexiko 2010 - es war das Jahr in dem wir wegen des Ausbruchs des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull eine zusätzliche Woche in der Bucht von Zihuatanejo verbringen durften - kein derart großes Vehikel mehr gesehen habe... Was für ein Koloss... Wir sind regelrecht schockiert von dem Ding!
Ich muss an all die Massen von Menschen denken, die heute von diesem hässlichen Schiff herunter gekommen sind und die Stadt geflutet haben und schüttele mit dem Kopf: Wieso bauen Menschen, nein: Wieso buchen Menschen sowas? Ein Plattenbau auf Wasser!? Noch während wir uns wundern und ärgern zugleich, erregt eine andere, viel kleinere Angelegenheit unsere Aufmerksamkeit... Wir erblicken ein Highlight des restlichen Tages: Ein kleiner Laden, ja ein Miniladen taucht vor unserem Auge auf, in dem eine klassische Thaimassage angeboten wird... Unser Herz macht Sprünge, unsere Beine, Hüften, Lendenwirbel schreien "Hurra!" Genau das, was wir jetzt brauchen - hatten wir bis dato nur noch nicht gewusst...! Wir lassen uns also erstmal eine Stunde lang professionell und wirklich richtig gut durchwalken und sind anschließend - beinahe - wie neu geboren... Für das tagelange Abwandern all der Hügel und steilen Gassen in der Stadt, sollte dieses Event nicht fehlen - unser Tipp!


Die klare Haltung der Lissaboner gegenüber der Straßenverkehrsordnung der Stadt
Beim Bummel durch Lissabon sind uns tausende interessante Kleinigkeiten und unzählige Besonderheiten aufgefallen, die hier sicher alle eine Erwähnung wert gewesen wären... Eine Sache allerdings, die war schon deutlich und auffällig und hat sich quer durch die Stadt gezogen: Es ist eine gewisse Haltung der Menschen hier gegenüber den Regeln der Straßenverkehrsordnung! Es gibt in Lissabon natürlich, wie anderswo in Europa auch, zahlreiche Verkehrsschilder. Sie stehen an den Straßenrändern, hängen an Häuserwänden und haben all die Bedeutungen - Verbote, Gebote, Maßstäbe etc. -, die wir bei uns auch kennen...
Nirgendwo allerdings habe ich derart viele dieser Schilder anderswo so ignoriert - und das heißt: verklebt - gesehen, wie hier! Mit kleinen oder großen, farbigen und bunten Aufklebern sind die Dinger hier so konsequent zugepflastert, dass man ihre Botschaft oft nicht mehr erkennt. Mit dem Auto in der Altstadt unterwegs, hast du zumeist keine Chance zu verstehen, was hier erlaubt und was unerlaubt ist, wie schnell du fahren darfst oder wo... Dreht der Pfeil da vorn nach links? Ist hier nun Parkverbot oder gar eine verkehrsfreie Zone? In Lissabons Innenstadt sind alle - beinahe alle - Verkehrsschilder vollkommen durch banale Aufkleber zugeklebt! Wie soll sich hier ein Polizist, wie soll sich hier die Stadtverwaltung/das Ordnungsamt auf die Verkehrsordnung berufen, wenn doch dem Fahrer eines Fahrzeugs derart die Orientierung verklebt worden ist...? Ist das nun Absicht? Oder eine portugiesische Affinität für bunte Sticker...?
Kurz um: Das ganze scheint Prinzip zu haben - jedenfalls ist das hier überall so und was diese Schilder uns tatsächlich zu sagen haben, interessiert hier mal so gar keinen...
So sehen sie hier aus: Verkehrsschilder in der Altstadt Lissabons... Lissabon, Portugal (Fotos Jörg Schwarz) - zum Vergrößern klicken!
Abschied steht bevor
Doch unsere Zeit in Lissabon geht leider schon zu Ende... Schon ärgern wir uns, nicht mehr Zeit hier eingeplant zu haben... Doch morgen geht's ja nach Sintra, in die unmittelbare Nähe von Lissabon - ehemalige Stadt der Mauren wie der portugiesischen Könige, Naturschutzgebiet, traumhafte Wälder, bergige Landschaften sowie die Steilküste zum Atlantik... Wir haben noch ein paar wunderbare Tage an Portugals wie Europas westlichsten Stränden vor uns und werden hier noch in einem weiteren Beitrag darüber berichten... Ein wenig also legt sich unsere Betrübnis darüber, Lissabon den Rücken zu kehren, denn was wir über Sintra lesen und hören verspricht ebenfalls viel... Und wir haben noch die heutige Nacht in Alfama...
Noch einmal schlendern wir durch unseren Kiez, entdecken die nette kleine Bar Tasca do Sr. Matos, vor deren Lokal wir an alten Ölfässern sitzend noch einmal am Fuße einer hohen Treppe auf die Altstadtgassen blicken. Hier genießen wir ein letztes Mal den leckeren portugiesischen Ziegenkäse mit der süßen Quittemarmelade, genießen die unbeschreibliche Schönheit der alten Gebäude Alfamas und lauschen - zurück in unserer wundervollen kleinen Wohnung und mit einer kalten Liter-Flasche Sagres ausgestattet - den Klängen des Fado, die sehnsuchtsvoll und wehmütig aus dem Lokal zur Linken unseres Platzes herausdringen... Der Abend klingt geruhsam aus mit den Klängen einer Gitarrensaite...
Man kann schlechter leben!



Empfehlungen
Lissabon
Unterkunft
- Wir haben eine sehr empfehlenswerte und gemütliche kleine Wohnung im dritten Stock der Largo de São Miguel, mit Blick auf den wundervollen Platz vor der Igreja Paroquial de São Miguel in Alfama gewohnt - gebucht hatten wir sie über Airbnb und Viktorya... Wir würden jederzeit versuchen, wieder hier unterzukommen, denn der kleine Platz bietet alles, was man sich von Alfama verspricht und liegt strategisch günstig.
Speisen
Alfama
Man muss leider feststellen, dass wir anfangs ein paar enttäuschende - oder sagen wir: wenig begeisternde - Versuche über alle Kieze hinweg in Lissabon zu verkraften hatten... Aber hier kann man hingehen:
- Für echt leckere gegrillte Sardinen und viel Gemüse - dazu ein recht nettes Plätzchen mitten in Alfama - kann man das Alfama Grill, Rua da Regueira 24, Lissabon, durchaus empfehlen - wenigstens dieses Gericht war top! Leider war der Sangria eher mittelmäßig, wie wohl der Laden auch sonst keine Topadresse darstellt...
- Richtig gute, wenngleich etwas überteuerte Küche hatten wir hier und empfehlen daher das berühmte Antù Alfama, Beco de São Miguel, 1100-538 Lisboa, Portugal... Eine Mischung aus Restaurant, Kneipe und Bar gleich beim schönsten Platz Alfamas an der Igreja Paroquial São Miguel... Ihr speist draußen auf einer versteckten und mit Weinreben überdachten Terrasse... Im Inneren erstreckt sich der Laden über drei Etagen, ganz oben kann man gechillt Billard spielen... Speisen alle gut! Die Zitronenpasta - Spitze!
- Eine wirklich nette Entdeckung war das kleine Tasca do Sr. Matos, Escolas Gerais 10, 1100-219 Lisboa, Portugal in dessen nettem Außenbereich man am Fuße einer hohen und steilen Treppe an alten Ölfässern sitzt und in absolut wundervollem Ambiente gute portugiesische Kleinigkeiten und Tapas speist... Szenig und angesagt - trotzdem gechillt und ruhig!

Baixa
- In Baixa sollte man den Klassiker der portugiesischen Kabeljau-Bällchen - hier mit geschmolzener Käsefüllung - probieren: Bestellt Euch die Pastel de Bacalhau im alt-ehrwürdigen Casa Portuguesa do Pastel de Bacalhau, Rua Augusta 106, 1100-053 Lisboa, Portugal.
- Ist das noch Baixa oder schon Mouraria? Im veganen Veganapati, Rua das Portas de Santo Antão 22, 1150-114 Lisboa, Portugal , gibt es ausgezeichnete asiatische Küche, wenn der Kabeljau mal aus ist - den findet man hier aber in einer ganzen Reihe anderer Restaurants in der Nachbarschaft...
Graça
- Die besten Pastéis de Nata - da legen wir uns fest - haben wir im Saga, Largo da Graça 135, 1170-165 Lisboa, Portugal, gegessen, ein eher unscheinbarer Bäcker... Knusprigeren Nata-Blätterteig hatten wir nirgendwo anders und der Pudding hat dazu perfekt harmoniert...
Chiado
- Wunderbaren Kaffee und Gebäck aller Art erhält man beim - innen - wundervollen Café A Brasileira... Leider überlaufen und immer voll, auch weil hier im Außenbereich die unter Touristen beliebte Figur des Lyrikers Fernando Pessoa zu einem fotografischen Stelldichein einlädt, wird das Café Liebhaber von einsamen und gemütlichen Läden sicher nicht anmachen, wer es dagegen busy und chick mag... Hingehen!
Azul
- Richtig gut essen und fantastische Lebensmittel richtig gut einkaufen kann man jederzeit im El Corte Inglés, Av. António Augusto de Aguiar 31, 1069-413 Lisboa, Portugal, das man gut mit der Metro - Station: São Sebastião - erreichen kann... Herausragend sind die mexikanischen Tapas im obersten Stockwerk (nette Dachterrasse mit allerdings viel Fluglärm), leider haben wir den Namen des Restaurants vergessen... Und an den Gebäck- und Konditoren-Geschäften wär ich fast ausgerastet, so geil ist das alles da ausgestellt...

Allgemeines
- Vor allem in Alfama, Graça und Mouraria muss man sich durch die engen und schönen alten Gassen mit ihrem verwirrenden Straßenlabyrinth über Treppen, Rampen und enge Steige treiben lassen... Egal wohin man sich hier orientiert - man wird immer Interessantes und Schönes finden...
- Natürlich besucht man zwangsläufig irgendwann die attraktiven Aussichtspunkte - in Alfama den Miradouro Sta. Luzia; in Graça: den Miradouro da Graça oder den Miradouro da Senhora do Monte; in Bairro Alto den Miradouro de São Pedro de Alcântara und es gibt so viele mehr...
- Kaum jemand kann sich dem Besuch des Castelo de São Jorge entziehen, die von allen Seiten aus sichtbaren Befestigungs-mauern, von denen man ebenfalls wundervolle Weitsicht auf Lissabon und den Tejo hat...
- Natürlich muss man auch durch die Schachbrettstraßen Baixas und Chiados laufen, hier allerdings stehen Shopping, die großen Plätze - vor allem der "Rossio" und der Praça do Comércio - und viele kulinarische Freuden im Zentrum des Interesses...
- ... aber eben auch Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise der Elevador de Santa Justa, der eindrucksvollste Aufzug der Stadt aus dem Jahr 1902, in der Rua de Santa Justa, 1150-060 Lisboa, Portugal. Man kann mit dem Elevador einige Meter überbrücken und ist anschließend direkt bei einem der schönsten Plätze Chiados: Dem Largo do Carmo...
- ... oder die sehenswert restaurierte Igreja de São Domingos - eine völlig ab- und ausgebrannte Kirche, deren übriggebliebenes Gerippe man sehenswert erhalten und in eine quasi neue Kirche integriert hat... Sehenswert und eindrucksvoll!
- In Bairro Alto legen wir die wundervolle kleine Kirche des Convento de São Pedro de Alcântara nahe, vor allem, wenn man die schönen Azulejos - die historischen blau-weißen Kachelbilder liebt - wie wir!
- alternativ findet Ihr in Graça und hier in der Igreja de São Vicente de Fora die weltweit größte vorhandene Azulejos-Ausstellung...
- Was das Viertel Bairro Alto angeht, empfehlen wir ansonsten die Besichtigung in den Abendstunden, denn dann erst beginnt das zweifellos ebenfalls schöne Viertel lebendig zu werden - und dann richtig!
- Vor allem in Alfama muss man am Abend in unzähligen Bars Fado-Live-Musik inhalieren... Ein wundervolles Erlebnis, auch wenn man hier leider nicht auf Madredeus trifft...
- Wer von den tagelangen Wanderungen durch Lissabon verspannt ist, der genehmigt sich eine sehr sehr gute Thaimassage in der Sabaidee Thai Massage Alfama, Largo do Terreiro do Trigo 14, 1100-585 Lisboa, Portugal - eine unserer besten Ideen in Lissabon!
- Wer sich für Literatur interessiert ist im Casa dos Bicos - im Stachelhaus - am Hafen in Alfama, Rua dos Bacalhoeiros ,1100-135 Lissabon, mit der Stiftung José Saramago in besten Händen: Hier gibt es alles zum Leben und Werk des berühmten portugiesischen Nobelpreisträgers...
- Natürlich sind darüber hinaus eigentlich der Torre Bélem oder das Mosteiro dos Jerónimos must see in Lissabon - und noch so vieles mehr...
Ausblick
Spurenwechsler wechseln noch einmal den Standort und fahren mit der Regionalbahn vom Bahnhof Rossio durch die Vororte Lissabons in die kleine Stadt Sintra - nichts geringeres, als ein Weltkulturerbe!
Neben großartiger bergiger Landschaft und naturgeschütztem Waldbestand von fast allen Kontinenten der Erde, gilt es Paläste und Villen - ein wahres Neuschwanstein ist dabei -, Burgruinen der Mauren sowie ein uriges und verwinkeltes Kleinstadtschmuckstück - Sintra selbst - zu erkunden...
Unsere Helden durchwandern die Stadt, besuchen den "schönsten Beach" an der westlichsten Küste Europas und entdecken noch einmal die Leckerbissen der Backkunst Portugals, hier: Eine gerollte Teig-Spezialität Sintras, die mir noch heute Gänsehaut bereitet...
Folgt uns also auch dann noch einmal IN DIE SPUR, denn es lohnt sich wirklich!
Eure Spurenwechsler

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