Spurenwechsler und der Fluch der Karibik – Playa Los Angeles, San Andrés und Providencia

 

Bericht Nr. 27

 

Moin Moin von der Terrasse unserer Posada auf Providencia!

Providencia? Das ist Vielen möglicherweise bekannt, als die Insel, auf der Millionen (?) Krabben wandern… Ich jedenfalls habe das mal fasziniert im Rahmen einer guten Dokumentation verfolgt und empfand es als Spektakel. Die Saison der Krabbenwanderung ist jedoch noch nicht gekommen und leider werden wir sie dieses Mal verpassen. Wir begnügen uns derweil mit der fabelhaften Inselnatur, die durch ein wunderschönes grünes Binnenland – steile Berge und ausgedehnte wilde Hügellandschaften –, tropische, palmenbestandene Strände der Extraklasse sowie ein atemberaubend grün und blau leuchtendes Meer samt großartiger Korallenriffe gekennzeichnet ist. Ein kleines tropisches „Inselparadies“ – mehr vor der Küste des mittelamerikanischen Nicaragua, als vor der Küste Kolumbiens gelegen, wozu es politisch gerechnet wird.

 

Wir haben schon zuvor ausgesprochen ruhige und chillige Strandtage verlebt, nachdem wir einem „Geheimtipp“ unserer Gastgeber in Palomino gefolgt sind. Wir haben es nicht für möglich gehalten, haben aber ein Plätzchen entdeckt, das wir fast für uns allein hatten. Es wird in keinem Reiseführer erwähnt und war uns bis dato unbekannt. Es gibt sie also noch, die versteckten Eldorados… Wir konnten einen nahezu menschenleeren karibischen Strand mit unfassbar schöner Optik wie Atmosphäre genießen und wären hier sicher versackt und versandet – wenn wir nicht schon langfristig Flüge für die hiesigen Inseln gebucht hätten, die allerdings bei Weitem keine Fehlentscheidung waren... Ein wenig ist es angesichts der nun doch unvermuteten Vielfalt an herausragenden karibischen Optionen – ich sage nur: Qual der Wahl – ein ‚Fluch der Karibik‘, dass man sich beschränken muss…

 

Aber folgt uns IN DIE SPUR und seht selbst!

 

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Unsere Unterkunft auf Providencia, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Es gibt sie noch: (Weitgehend) unentdeckte Paradiese!

Nach unserer phänomenalen Wüstentour auf der Halbinsel Guajira und einigen Erholungstagen in Palomino machen wir uns langsam in Richtung Tayrona Nationalpark auf, jenem legendären, nach dem Volk der Tayrona-Indigeñas benannte Nationalpark, der ein paar der besten, mindestens jedoch fotogensten karibischen Strände Kolumbiens inmitten geschützter Urwaldpracht beherbergen soll. Ein touristisches Must-See. Jeder will da hin, einige kommen nur seinetwegen nach Kolumbien

 

Der Park war auf Betreiben der Indios den gesamten Februar hinweg gesperrt, weil er sich „erholen“, weil er spirituell (vor allem von den bösen vibrations der Gringos) „gereinigt“ werden sollte. Erst am 01.03. wurde er wiedereröffnet. Doch bevor wir nun endlich da rein wandern, wollen wir zuvor noch eine Empfehlung, einen Geheimtipp unserer Gastgeber in Palomino wahrnehmen: Eine Bucht - ein Beach, der direkt neben dem Nationalpark liegt und im Verborgenen ein nahezu paradiesisches Dasein fristen soll, hat unser Interesse geweckt. Gesagt getan, wir nehmen den Bus Richtung Santa Marta und lassen uns auf der Strecke – kurz vor Tayrona – absetzen. Von hier aus könnte man locker auch zu Fuß in den Nationalpark gehen…

 

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Was für ein paradiesisches Ankommen auf der Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Die Gemeinschaftsbereiche an der Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Für den kleinen Geldbeutel ist auch Zelten möglich, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Es ist unbeschreiblich heiß heute – oder sagen wir: heute auch. Die Zikaden empfangen uns mit einem sagenhaften Konzert, das wir jetzt, als sich der stinkende Qualm unseres anfahrenden Busses und seine Motorengeräusche verflüchtigt haben, auch gewahr werden. Wir stehen am Rande der Straße, blicken uns um und sind jetzt völlig allein in dieser Urwaldkulisse. Es pfeift ohrenbetäubend. Der Schweiß läuft in Strömen, es geht hier keinerlei Wind. Links von uns erheben sich Urwaldriesen und Dschungel, auch Affen soll es hier geben. Rechts von uns – in Richtung unseres Zieles – irre hohe Palmen voller Kokosnüsse, Bananenstauden voller unreifer Früchte sowie riesige imposante Bäume, die wir leider nicht kennen, aber dem tropischen Regenwald zurechnen würden. Was für eine schöne Szenerie, die durch Pflanzen mit rot leuchtenden Blättern farblich garniert werden und die in der Sonne leuchten… Nur dem Schild am Straßenrand entnehmen wir, dass wir nicht verlassen im Dschungel stehen, sondern einfach ein paar Meter laufen müssen.

 

Nach gut 400 m sehen wir zunächst – neben einem Gebäude für die Rezeption – einen wundervollen Palmenhain. In ihm stehen ein rustikales Open Air Restaurant sowie eine kleine Bar, weitere Gebäude, Duschen und WCs. Ein großer, ausgebauter Reisetruck steht unter einer Palme, wir erkennen ein paar wenige Zelte und ein offenes Gebäude mit Hängematten drin. Dahinter – quer durch den Palmenhain hindurch sichtbar – sehen wir fasziniert das Leuchten weißen Sandes vor dem strahlenden karibischen Meer. Geräusche des Berstens der Wellen und der Duft des Meeres dringen zu uns – wir sind hingerissen. Nur wenige Menschen verteilen sich jetzt in dem riesigen Areal, das sich vor unserem Auge auftut.

 

Zimmer mit Ausblick, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Zimmer mit Ausblick, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Auch das Bad ist open air, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Untermieter, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Doch zuerst geht es zum wohl teuersten Zimmer unserer gesamten Reise, das wir für eine Nacht akzeptieren wollen, weil erst morgen wieder in unserer Preiskategorie etwas zu haben ist… Wir steigen auf Treppen einen gut 20 m hohen Hügel hinauf, der sich im Hintergrund erhebt und von tropischen Pflanzen bestanden ist. Er thront über allem. Wir stehen vor einem großen mit unendlich vielen Palmwedeln gedeckten wuchtigen und runden Bungalow – unten zwei Zimmer mit imposanter Terrasse, oben – noch völlig unsichtbar im Dach versenkt – unser Domizil. Wir betreten gespannt unser „Zimmer“ und realisieren sofort: Es hat alles, aber vor allem keine Wände! Wir stehen tatsächlich auf einer riesigen Fläche ohne Wände – oder besser gesagt: Die Wände rundherum sind nur gut 1 m hoch und wir haben 360-Grad-Ausblicke - weitgehend auf Bäume und das weit zurückliegende Meer. Wir sind hier oben von allen Blicken geschützt, denn so hoch oben ist hier sonst niemand – sieht man von den vereinzelten Fledermäusen ab, die an der hoch oben schwebenden Decke hängen... Es ist angenehm, der Wind weht luftig durch den Raum, wir haben enorm viel Platz – unsere Seele liebt den Ort sofort. Unser einfaches Himmelbett steht frei im Raum, allein ein dünner Windschutz aus Baumwolle hängt an ihm herab. Ein Hammerzimmer!

 

Jetzt aber zum Beach! Wir ziehen uns um, laufen die Stufen hinab und auf den Strand zu. Wir stehen leicht erhöht als wir ihn erreichen, blicken auf leuchtenden, weiß-beigen und etwas gröberen Sand und schauen auf das aquamaringrüne Meer hinab, das einige ordentliche Wellen auf den Strand verteilt, aber extrem karibisch – also relaxed – rüberkommt. Zu seiner Linken ist er irgendwann von granitenen Felsen begrenzt, die man auch aus den Tayronapark kennt, zu seiner Rechten erkennen wir kilometerlang nichts als besten Strand: Was für ein Streifen weißen Sandes, flankiert von Kokospalmen! Das allerbeste an der Playa Los Angeles: Sie ist nicht nur sehr schön, sondern über ihre gesamte Länge hinweg auch noch nahezu menschenleer! Wow – das hat sich gelohnt…!

 

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Von ihrem äußersten Ende aus gesehen: Die Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Granitfelsen ziehen sich von hier bis in den Tayronapark, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Vom Wasser aus, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Der gesamte Ort entpuppt sich als echtes Highlight – sieht man mal von dem mehr als mäßigen Restaurant und der durchgelegenen Matratze ab, die wir aber nach einer Nacht in tiefen Kuhlen austauschen lassen. Wir erleben wundervolle Beachtage hier, eine extrem chillige, gemächliche und ruhige Atmosphäre und haben zudem das Glück der Gerechten: Das aufgrund seiner Wellen und Unterströmungen nicht ungefährliche Meer bleibt ein paar Tage ruhig, so dass wir etwas schwimmen und uns im fantastischen Wasser immer wieder herrlich abkühlen können. Ein herausragend erfrischendes Badeerlebnis. Auch die Vampire und Nic Nics halten sich in Grenzen, die Sonne scheint… Wir könnten nicht sagen, was uns an diesem Strandspot noch zum Glück fehlen sollte. Für uns ist er perfekt! Restaurant hin oder her…

 

Fluch und Segen der Karibik

Wir verbringen an der Playa Los Angeles sechs wunderbare Tage, obwohl wir eigentlich weniger eingeplant haben. Es zieht uns – oder besser: zog uns – schließlich in den TayronaparkDie Karibikperle Kolumbiens, das Non-Plus-Ultra unter den hiesigen Nationalparks und ewige Fotomotiv, das Strandsymbol schlechthin unter den karibischen Beaches Kolumbiens… Doch es kommt anders: Alles, aber auch alles, was wir derzeit über den Nationalpark hören, wenn wir mäßig begeisterte Traveller treffen, die für ein, zwei Tage oder einen Tagesausflug drin waren, stößt uns ab: „Es ist schon ordentlich voll dort gerade, die Touristen liegen wie Sardinen an den schönen Stränden (alle haben offenbar nur auf Öffnung des Parks gewartet und dann aber mal los…), nicht jeder kommt rein, man muss vorab reserviert haben, annehmbare Unterkünfte oder Zelte sind kaum noch zu haben, die Hängematten sind nicht immer angenehm und sauber (und das ist freundlich ausgedrückt) oder mit defekten Mosquitonetzen versehen‚ wir standen ewig in Warteschlangen an den Restaurants oder Buden, zudem: Viele Gäste, wenig Toiletten‘ - zahlreiche Touristen pinkeln und schei… einfach in die Wälder… Und dann die Preise … Aber die Strände sind schön!

 

‚Oh nee‘ denken wir, bitte nicht! Nicht mal für den Tayronapark…!‘

 

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Was für ein Strand! Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Ausblick auf die menschenleere Playa, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Die Playa Los Angeles bei unserer Anlage, Playa Los Angeles, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Fluch der Karibik: Wenn man auf einem Strand wie der Playa Los Angeles liegt, sich das menschenleere und wundervolle Ambiente dieser Beachoase betrachtet und vor der Alternative steht, den Tayronapark sehen zu können oder eben nicht – einen Katzensprung entfernt – dann kommt man schon ins Grübeln…! ‚Vielleicht sind wir nur einmal hier in unserem Leben, werden diese verpasste Chance vielleicht immer bereuen, wenn wir sie heute liegenlassen. Aber zu den geschilderten Bedingungen…?‘ Wir sind hin- und hergerissen, ein kurzer aber heftiger Kampf in unserer Seele und dann, eine – aus unserer Sicht – konsequente und auch im Nachhinein noch nicht bedauerte Entscheidung: Man soll das Paradies nicht leichtfertig verlassen, wenn man nicht weiß, ob es ein zweites gibt… Wir entscheiden uns für die Playa Los Angeles, hier ist alles gut, wir sind hier glücklich! Sollen die anderen im Tayronapark ihr Glück finden – wir gönnen es allen!

 

Wir sind wegen chilliger und erholsamer Strandtage hier, nicht wegen dieses Symbols – und chillige Tage haben wir hier zur Genüge… Segen der Karibik!

 

Mit der Propellermaschine nach Providencia – ein Traum wird wahr

Wundervolle Tage auf der Playa Los Angeles gehen irgendwann zu Ende, wir steigen durch Zufall in denselben Bus wieder ein, aus dem wir vor ein paar Tagen ausgestiegen sind und machen uns – am Tayronapark entlang – früh zum Flughafen in Santa Marta auf. Endlich wieder Internet!

 

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Unsere Propellermaschine, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Der Stadtstrand von San Andrés, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Cayo Johnny Cay vom Stadtstrand aus, San Andrés, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Über Bogotá – das gehört leider zu dem Irrsinn moderner Flugpläne manchmal dazu – fliegen wir, von der kolumbianischen Festlandküste berechnet, mehr als 800 km weit in die Karibik hinein gen Norden, bis auf Höhe Nicaraguas, dessen mittelamerikanische Küste von unserem Ziel – den Inseln San Andrés und Providencia – nur knapp 150 km weit entfernt liegt. Auch Nicaragua beansprucht die Inseln, war aber vor Gericht unterlegen. Überhaupt sind diese zwei Inseln, von denen uns besonders Providencia immer wieder von Einheimischen wärmstens ans Herz gelegt wurde, wenig kolumbianisch. Zunächst von Niederländern erstmals kolonisiert, standen die Inseln nach der Eroberung durch englische Seefahrer lange Zeit prägend unter britischem Einfluss, weshalb die Menschen in dieser Tradition neben ihrer kreolischen Landessprache eher Englisch denn Spanisch sprechen. Die Briten brachten von ihren jamaikanischen Kolonien vor allem afrikanisch-stämmige Sklaven und Arbeiter auf die Inseln und ließen Tabak und Baumwolle produzieren. Die heutigen dunkelhäutigen Bewohner, die in ihrer Abgeschiedenheit vom Rest der Welt eine eigene Kultur hervorbrachten, die Raizal-Kultur, sind aus der Verbindung der Briten mit den afrikanisch-stämmigen Sklaven hervorgegangen und haben einen eigenen karibisch-kreolischen Lebensstil herausgebildet, der uns extrem an Jamaika erinnert.

 

Erst mit der Unabhängigkeit Kolumbiens, der Übernahme der Inseln durch das südamerikanische Land im Jahre 1928, der Einführung der ersten Linienflüge ab 1950 sowie der Einführung einer Freihandelszone 1954, wurde die Kultur der völlig unvorbereiteten und wehrlosen Raizal zunehmend von außen verdrängt. Insbesondere auf San Andrés etablierte sich eine Mischkultur aus lateinamerikanischen und englischen Einflüssen, die eine eigene Identität noch sucht. Die Raizal sind hier heute in der Minderheit. Auf Providencia dagegen kann man sie heute noch hier und da finden, die Spuren der Raizalkultur, die hier dem südamerikanischen Einfluss trotzt. Inzwischen gibt es strengere Einwanderungs- und Zuzugsregelungen und diese helfen scheinbar, den Einfluss und die Identität der Raizal zu stabilisieren. Wären da bloß nicht wir Touristen, die der Kultur weiter zusetzen…

 

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Der Manzanilla Beach, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Einheimische Jungs fischen unter Brücken, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Tropenpracht in der Manchaneel Bay, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir landen jedenfalls zunächst auf San Andrés, verbringen einen Tag in der Inselhauptstadt und ein paar Sonnenstunden auf ihrem vorzüglichen Stadtstrand, bevor wir nach Providencia weiterfliegen. Ehrlich gesagt sind wir angesichts der unfassbar hässlichen Stadt und dem ziemlich gut besuchten – allerdings großartigen – Strand mit seinem azurblauen Wasser in San Andrés auch froh, dass wir so schnell weiterkommen… Wir merken sofort, dass hier alles auf Zollfreiheit und Kommerz, die Reichen und Schönen und deutlich größere Portemonnaies ausgerichtet ist, als es für unser Budget angemessen wäre und freuen uns auf den Flug zur Nachbarinsel, die von deutlich weniger Menschen angeflogen/angefahren wird und die deutlich rustikaler sein soll.

 

Unser Inselhopping dauert ganze 20 Minuten und findet in einer Propellermaschine statt. Gerade einmal 20 Personen finden Platz. Der Propeller rotiert genau vor meiner Nase und ich schaue dem Piloten tatsächlich über die Schulter. Es ist ziemlich laut und beeindruckend als die kleine Maschine abhebt und es fühlt sich wirklich ganz anders an, als in einem großen Jet – ruckeliger, unmittelbarer und wahrhaftiger… Die kleine Maschine dreht eine wundervolle enge Runde über den Korallenriffen von San Andrés, die in der Morgensonne und von oben betrachtet atemberaubend strahlend blau leuchten. Der Pilot genießt es sichtlich, das kleine Flugzeug kurvenreich zu steuern und fliegt natürlich deutlich niedriger über das ruhige Meer als wir das kennen. Wir bestaunen immer wieder beeindruckende Korallenriffe und das azurblau strahlende Meer. Als wir aus der Höhe einen Blick auf Providencias grünes Bergland erhaschen, dessen Peak eindrucksvoll spitz in die Höhe ragt, als wir ihre leuchtenden Gewässer und Strände sehen, da wissen wir: Das hier wird tatsächlich traumhaft!

 

Da lässt man es sich gutgehen... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Da lässt man es sich gutgehen... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Im Meeresnationalpark: Cayo Cangrejo, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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Ein wenig Ballhochhalten an der Manchaneel Bay, Providencis, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Und so ist es auch. Wir bewohnen wunderbare Unterkünfte auf beiden Seiten der Insel, haben fantastische puderzucker-weiße, kokospalmenbestandene Strände in Laufdistanz und baden in badewannen-warmem, aquamaringrünem, klaren und ruhigen Wasser. Man kann den ganzen Tag drin liegen und chillen, ohne dass einem kalt wird. Manchmal sind wir ganz allein am Strand… Wir düsen auf Motorrollern über die Inselpisten, erkunden kleinere Inseln, Cayos und die Außenriffe im offenen Meer und schwimmen mit großen Rochen und Meeresschildkröten im Kreis. Bunte Fische wimmeln um uns herum, wir sehen farbige Korallen und Schwämme und ich wähne mich irgendwie in einem Reisekatalog, dessen Bilder die Realität ja meist idealisieren. Hier ist das nicht nötig, die Gewässer Providencias halten, was sie versprechen und machen uns sehr zufrieden. Wahrlich ein kleines Paradies, die Natur auf Providencia… Dazu jeden Tag frischen Fisch vom Grill und nette Menschen!

 

Providencia und Kolumbien – eine leicht gestörte Beziehung

Während wir die Inseln erkunden, lernen wir sie ein wenig besser einzuschätzen… Zunächst müssen wir uns ganz schön umstellen, denn automatisch verfallen wir immer wieder ins Spanische, was hier schnell englisch gekontert wird… Der britische Einfluss – sieht man von der Amtssprache ab, die hier ziemlich frei interpretiert wird – zeigt sich uns meist indirekt: In der Abwesenheit kolumbianischer Produkte und Selbstverständlichkeiten. Wir bekommen hier und da kein kolumbianisches Bier, die kolumbianische Küche ist wie weggeblasen, die Früchtevielfalt Kolumbiens reduziert sich hier – zu unserem Leidwesen und zu unserer Überraschung – auf ein Minimum. Vermutlich haben die Monokulturen der kolonialen Vergangenheit – noch immer sieht man hier und da vereinzelte Baumwollpflanzen in der Gegend wachsen – der tropischen Früchtevielfalt hier den Garaus gemacht, obwohl die Bedingungen eigentlich ideal wären… Zudem scheint vom Freihandelsreichtum und der üppigen Versorgungsvielfalt der Nachbarinsel San Andrés nicht viel nach Providencia herüberzuschwappen…

 

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Crab Island im Meeresnationalpark Old Providence Mc Bean, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Wunderbare Meeresvögel, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Im Meeresnationalpark Old Providence Mc Bean, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Spuren der Raizal-Kultur – die wir so gar nicht mit Großbritannien identifiziert hätten, wenn wir deren Herkunft nicht kennen würden – finden wir gelegentlich in der Architektur, wenn einzelne historische, bunt bemalte Holzhäuser mit ihren herrlichen Veranden erhalten sind und in der stark Reggae-lastigen Musik… Natürlich machen die Menschen den Unterschied: Wir sehen hier jetzt viele dunkelhäutige, viele schwarze Menschen mit den für die Raizal so typischen Rasterzöpfen und Jamaikamützen, die karibisch-cool und marihuana-relaxed auftreten und wahnsinnig entspannt rüberkommen, während sie auf ihren Motorradtaxen mit 100 km/h über die Inselpisten scheppern – in Flip-Flops selbstverständlich.

 

„Yeah Man!“, „Cool Man!“, „What ever you want Man!“ – Bob Marley oder Shaggy werden hier quasi kopiert und das ziemlich authentisch… Der Sound von ‚No women no pride‘ oder ‚Mr. Boombastic‘ groovt durch die Straßen. Wir sehen Jungs mit ungewöhnlichen und interessanten Frisuren – vorn super kurz, hinten im untersten Drittel die kuriosesten Varianten von langem Haar – mal Locken, mal Raster. Wir sehen Mädchen die ihr krauses Haar in diesen bekannten karibischen Mini-Zöpfen mit Perlen bändigen (haben die eigentlich Namen?) oder mit wilder Löwenmähne, wenn das Haar eben nicht gezähmt wird...

 

Dazu diese einzigartige Kreolische Sprache… Anfangs dachten wir immer die schreien sich an. Aber das ist scheinbar ganz normal. Laut und stark betont ist sie, ein Kauderwelsch für unsereins, hört sich aber klasse an und hat für uns deutlich mehr von afrikanischen Sprachen als vom Englischen, das sich da aber irgendwie mit reinmischt.

 

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Das grüne Binnenland, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Wenn das kein Ort für ne Schatzinsel ist... Isla Santa Catalina, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Beeindruckende Echsen sind auf Providencia überall, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Der Zollfreiheit verdanken wir endlich wieder steuerfrei importierten Wein aus Chile und somit kostengünstigen und guten Rotwein… Meine Seele jubelt auch über diesen Fakt!

 

Als am 11.03. eine ziemlich wichtige, zukunftsweisende Richtungswahl der Parlamentskammern Kolumbiens stattfindet, scheint das hier gelinde gesagt niemanden so richtig zu interessieren… Wir haben das Gefühl, dass die Wahl hier nebenbei abgefrühstückt wird, nur einige wenige Wahlplakate sehen wir entlang der Küste… In unserer Posada nimmt man unsere Frage zu den Wahlen erstaunt zur Kenntnis, zuckt mit den Schultern und geht zur Tagesordnung über… Klar: Wohin auch immer das Land letztlich steuert, auf diesen Inseln wird sich an den Lebensumständen und -weisen vermutlich nicht viel ändern...

 

Der Vollständigkeit halber: Die rechtsgerichtete Partei des ehemaligen Staatschefs Uribe – entschiedene Gegner des Friedensabkommens des kolumbianischen Staates mit den FARC-Rebellen – hat die meisten Stimmen erhalten, die neue FARC-Partei selbst spielt keinerlei Rolle und die Parteien der ggw. Koalition – die für den eingeschlagenen Weg des Friedensvertrages stehen – konnten sich wenigstens einigermaßen behaupten. Für die wichtigen Präsidentschaftswahlen im Mai, lässt das Ergebnis jedoch nichts Gutes erahnen. Es scheint – angesichts der Spaltung des Landes – darauf hinauszulaufen, dass der Friedensvertrag und das gesamte sensible Befriedungsprojekt Kolumbiens der vergangenen Jahre wackeln… Es wird spannend bleiben, wie sich Kolumbien politisch weiterentwickelt, angesichts der doch zunehmend wieder aufflammenden Gewalt im Land sowie der Verstrickungen der hiesigen Politik mit den einzelnen Rebellengruppen und Paramilitärs, die noch existieren und weiter morden.

 

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Einer von zwei ziemlich heftigen Ergüssen heute - sonst Sonne satt, South-West-Beach, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Im Luxus geht die Welt zugrunde... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Auch die Sonnenuntergänge können sich sehen lassen: South-West Beach, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Hier auf Providencia aber, spielt das alles keine Rolle – oder doch? Ein paar Tage später sehen wir, wie die zahlreichen hiesigen Wahlhelfer/-innen – wir wundern uns über die Menge angesichts der Größe dieses kleinen Eilands - für ihre Aufgabe bezahlt werden und wir hören, dass der Katamaran, der die Inseln San Andrés und Providencia normalerweise regelmäßig verbindet, exklusiv gechartert wurde, um die Wahl – und sicher auch die Wahlhelfer/-innen – ordentlich zu feiern… Wer reisen wollte, der musste ein paar Tage länger warten. Auch so kann man Wahlen begehen… Kreolisch-karibisch eben!

 

Freibeuter und Piraten der Karibik – wenn nicht hier, wo dann?

Wer erinnert sich nicht an die Piraten- und Freibeuterfilme seiner frühen Kindheit, wenn es draußen mal wieder eiskalt und nass war und der Sonntag nichts weiter hergab, als diese alten Schinken im TV… Der ‚Rote Korsar‘, ‚Freibeuter des Königs‘ oder all die Filme über den Piraten Henry Morgan, der die spanischen Galeeren und Überseekolonien und somit das spanische Weltreich in den Gewässern der karibischen See zum Narren hielt und der letztlich in der Karibik Karriere machte… Wenigstens ich habe diese Filme aufgesogen, den Freibeuter als Kind nachgespielt, mich mit dem Robin Hood der Piraten identifiziert und habe den Geist von Freiheit, Tapferkeit und Gerechtigkeit … na lassen wir das!

 

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Unschlagbare Bucht vor Morgan's Head, Isla Santa Catalina, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Traumhafte Bedingungen für hohe Sprünge und Schnorcheln... Morgan's Head, Isla Santa Catalina, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Historische Verteidigungsanlagen gegen die Spanische Marine und Piraten, Isla Santa Catalina, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Letzterer war – wie bekannt sein dürfte – eine reale Figur über die allerdings eine Reihe von Mythen kursieren. So soll er auf Providencia eine Zeit lang sein Hauptquartier bezogen haben: Henry MorganSir Henry Morgan, denn er wurde irgendwann von der englischen Krone für seine Verdienste gegen den englischen Staatsfeind Spanien geadelt – hat scheinbar auch von Providencia aus sein Unwesen getrieben Er hat die spanischen Schiffe und  Kolonien von diesem strategisch wertvollen Flecken Erde aus reihenweise überfallen, ausgeraubt und für Großbritannien erobert… Seine Beute war schon damals legendär und noch heute glauben einige, dass die Insel einen unschätzbaren Goldschatz birgt, der noch gefunden werden will… An uns jedenfalls ist er vorbeigegangen. Schade eigentlich.

 

Während unseres Besuchs auf der Insel Santa Catalina, nördlich von Providencia gelegen und über einen Kai mit ihr verbunden – im Grunde eine Miniaturausgabe Providencias selbst – kann man die Kulissen dieser historischen Geschehnisse sehr gut nachvollziehen, kann man sich den Piraten mit seiner Mannschaft leibhaftig vorstellen. Die Gegend ist die Kulisse für einen Piratenfilm schlechthin. Wir laufen die Insel ab, erspähen dabei historische Kanonen, sehen kleine Rochen, Fischreiher, große Echsen und vieles mehr der hiesigen Fauna, passieren mehrere kleine Strände mit vorgelagerten Riffen und erkunden schließlich Morgan’s Head, einen imposanten gut 15 m hohen Felsen im Meer, der an einen Kopf erinnern kann, wenn man viel Fantasie hat… Aber der Ort ist auch so atemberaubend. Die hiesige Bucht bietet ein Spektakel an Farben- und Wasserspiel vor einer Szenerie von Kokospalmen und Steilküste, die uns fasziniert. Das herausragend schöne Meer – das hier nur durch Klettern auf ziemlich spitzen und kantigen Felsen oder eben per Sprung erreicht werden kann – lädt einfach zum Springen, Schnorcheln oder Schwimmen ein. Kann es schönere Tropenkulissen geben? Wir jedenfalls sind hingerissen und wagen den Sprung aus gut 5 bis 6 m Höhe ins klare Wasser – Mein früherer Grundschulsportlehrer wäre sicher stolz gewesen… Wie auch immer: Ein Wahnsinnserlebnis und ein traumhaft schöner Ort.

 

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Der South-West-Beach in der Abenddämmerung, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Und am Tag... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Tropenpracht am Strand, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Rolands Roots Bar – Lagerfeuer und wummernde Beats

Es ist einer dieser Tage, an denen man auch im Paradies sein Glück nicht finden wird… Ausgerechnet heute am Samstag – an diesem Samstag – muss das Internet auf der Insel mal wieder funktionieren. Eigentlich ein Grund zur Freude. Hätte es nicht auch heute schweigen können? Der HSV – mein Fußballclub und bitte bedauert mich nicht –, so liest man es auf allen Kanälen, hat mal wieder eine Chance vergeigt und nun auch gegen die Hertha aus Berlin nicht gewonnen… Gegen wen will man denn gewinnen? Neben und nach dem Spiel hat man mal wieder auch die eigene Würde verloren… Verdammte Bande!

 

Das wird heute nichts mehr! Die Stimmung ist hin. Vielleicht besser zum Strand, da kann man sich an der herrlichen Natur und der Sonne erfreuen, das Gemüt im Wasser kühlen und vielleicht etwas abschalten. Besser noch: Gleich mal zu Rolands Roots Bar vorbeischauen, ein paar kühle Blonde in einer der angesagtesten Beachbars Providencias nehmen und die anhaltende Schmach vergessen… Gesagt getan. Ich bestelle zwei kalte Pilsener, schaue mich in der Vorfreude auf den ersten Schluck in der Strandbar um … schlucke … und verschlucke mich sogleich furchtbar am ersten Hopfen-Schwung!

 

Vor mir weht – den direkten und besten Blick zum Strand quasi versperrend – groß und schwarz, eine St. Pauli-Totenkopfflagge im Wind… ‚Na das glaube ich doch nicht. Da stehste hier mit Miesepeter inner Kneipe am Strand, willst die Gurkentruppe vergessen und dann hängen die dir hier – in der Karibik, auf der abgelegensten von allen karibischen Inseln – so ‘nen Pauli-Lappen an die Palme, direkt vor deine Nase…‘ – „Magda, ich geh zurück in die Posada!“

 

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Ein schlechter Scherz... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Seither tue ich mir das jetzt jeden Tag an, hier in Rolands Roots Bar. Ist wie ‘ne Therapie, die auf die Zweite Liga vorbereitet… Geht mir auch mittlerweile sehr gut damit. Jeden Tag weht das Teil – es passt aber auch wirklich gut hierher – in der warmen Brise und verhöhnt mich… Die Bar von Roland – wie übrigens auch die Nachbarbar von Carlos – ist einfach klasse. Wir essen hier wie da täglich unseren frischen Fisch vom Grill, hervorragende Shrimps und Lobster zu angemessenem Preis… Das Bier ist immer kalt und zahlreich, die Musik wummert dezent aus fetten Boxen und lässt uns die Jamaika-Beats und -Rhythmen auch körperlich spüren. Schöne Frauen tanzen halbnackt am Strand, Kinder und Jungs schaukeln an überdimensionalen Pendeln an Palmen oder spielen sich am Beach Bälle zu und ich frage mich, wie es gelingen könnte, dass die Funken des großen Strandfeuers im Hintergrund … gegen den Wind … über die 4 Meter Distanz … zur schwarzen Flagge … ganz zufällig …

 

Nee, ist ne tolle Strandbar! Wirklich jetzt! Zuletzt sind wir trotzdem zumeist bei Carlos, der uns immer mit einem deutschen „Alles klar, Mann?“ begrüßt und ein Hammertyp ist. Er hätte sicher nichts dagegen, wenn ich ihm meine blau-schwarz-weiße Rautenflagge an die Palme hänge. Es wäre die Miniaturausgabe – für die Zweite Liga…

 

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Chillen, Trinken, Chillen, Essen & Trinken, Chillen und Trinken... Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Rolands Roots Bar - Die Jamaika-Enklave auf Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)


Empfehlungen

 

Unterkunft

 

Playa Los Angeles (bei Santa Marta)

  • Wie schon im Text deutlich gemacht wird dieser Beach samt Anlage zu unseren best of Beaches Kolumbiens gehören: Fantastischer Strand, menschenleer, chillige Anlage und ein wundervolles Meer das zwar auch nicht ganz ohne gefährliche Unterströmungen ist, das aber – allemal bei ruhigerer See – für regelmäßige Abkühlungen geeignet ist… Lasst Euch – egal von wo Ihr kommt – am östlichen Ende des Tayrona Nationalparks am Zugang zur Playa Los Angeles absetzen – die Busfahrer scheinen den Beach zu kennen, außerdem stehen dort Schilder… Reserviert besser vorher, die wenigen schöneren Bungalows sind lange im Voraus ausgebucht, sonst kann man auch Dormitories nutzen oder Zelte mieten… Playa Los Angeles Hospedaje y Eventos, Tel. +57 3114311438 | +57 3174954639, camping.losangeles@hotmail.com, www.playalosangeles.com . Es gibt kein WiFi und das Restaurant ist mehr als durchschnittlich. Gut essen kann man übrigens direkt nebenan…

 

San Andrés (Stadt)

  • Auch wenn man die Stadt nun wirklich nicht empfehlen kann, werden Viele sicher ein, zwei Tage lang nicht um sie herumkommen, wenn man nach Providencia weiterreist und auf den Anschlussflug/die Katamaranfahrt wartet oder sich auf der Insel etwas Umschauen will. Wir haben zwei Unterkünfte getestet und können beide nicht empfehlen...

 

Providencia

  • Ein klarer Fall von Zufalls-Glückstreffer ist uns in Providencia gelungen und sollte für Euch obligatorisch sein: Es gibt vier mehr oder weniger attraktive Beaches mit einigen wenigen Restaurants, Bars und Unterkünften. Die Posada Enilda an der Küsten-Rundstraße am Ortseingang von Bottom House, südöstlich auf der Insel (eine bessere Adresse haben wir nicht – aber jeder kennt sie…), Tel. +57 3157448559 liegt fußläufig 20 Minuten vom schönsten Strandspot Providencias der Playa Manzanilla/Manchineel Bay mit der besten Beachbar/Restaurant entfernt und hat hervorragende appartmentähnliche Unterkünfte mit Klimaanlage (absolut nötig), großen Terrassen und ist eine sehr gute Wahl. Es gibt Frühstück, ein Restaurant, das abends geöffnet hat und man erhält hier eigentlich alles, was man auf der Insel benötigt, insbesondere Informationen und Transportmöglichkeiten…
  • Auch nach dem Wechsel zur Posada Sweet Anashly, South-West Beach, direkt neben dem Hotel Cirius, waren wir sehr zufrieden. Der Beach ist wirklich sehr schön, aber nach dem Manzanilla Beach nur unsere zweite Wahl.

 

Speisen

 

Providencia

  • Kulinarisch regieren Fisch und Meeresfrüchte auf der Insel. Preisgünstig und in einer coolen und chilligen Strandbar – Lagerfeuer, Reggae- und Afro-Musik mit fetten Beats, Hängematten etc. direkt am Strand – bekommt man in Rolands Roots Restaurant/Bar, Playa Manzanilla, eine gute Auswahl an Speisen der Inseln. Es dauert alles etwas, ist dann aber stets gut. Bier und andere Erfrischungen sind immer schnell verfügbar und eiskalt… Der Spot lohnt sich schon wegen der coolen Jungs und wegen des fabelhaften Beaches...
  • Am selben Strand haben wir auch in der Beachbar von Carlos – der ein paar Brocken deutsch spricht – guten frischen Fisch vom Grill gegessen. Die Anlage konkurriert als einzige mit Rolands Roots Bar, hat deutlich weniger Angebot, ist aber mit dem, was sie bietet (Fisch, Fisch, Fisch) absolut konkurrenzfähig. Wer es etwas ruhiger und weniger aufgemotzt mag, sollte hier durchaus mal reinschauen… Carlos bietet auch Schnorcheltouren zu den bekannten Spots.

 

Allgemeines

  • Die Playa Los Angeles soll hier nochmal ganz allgemein nahegelegt werden… Wer einen schönen und ruhigen Strand mit Flair sucht, der ist hier richtig und kann von hier aus – wenn es denn sein muss – in den Tayronapark oder nach Palomino weiterreisen...
  • Providencia und San Andrés sollten Strand- und Karibikfreaks nicht auslassen… Die Beaches, das azurblaue Wasser, vor allem die Korallenriffe und seine geschützte Unterwasserwelt suchen im karibischen Umfeld ihresgleichen… Taucher, Schnorchler und alle Strandliebhaber finden hier alle Annehmlichkeiten, die man sich wünscht - zu akzeptablen Preisen, wie wir finden. Auch die Flüge auf die Inseln sind erschwinglich, bei Nutzung des Katamarans zwischen San Andrés und Providencia lassen sich weitere Kosten sparen.
  • Wer nur kurz auf San Andrés unterwegs ist – wie wir – der wird vielleicht in San Andrés Stadt bleiben und einen passablen Strand suchen… Man findet ihn ohne weiteres direkt am Stadtbeach, der wirklich klasse ist: Schneeweißer Pulversand, azurblaues Wasser – leider auch viele Menschen… Andere fahren auf die vorgelagerte Cayo Johnny Cay, die sicher mal ein Paradies war, aber heute schon aus der Entfernung als völlig überlaufen eingeschätzt werden kann… Ganz ehrlich, angesichts der Enge auf der Johnny Cay: Bleibt ruhig für ein paar Beachstunden auf dem Stadtstrand, der ist nicht so schlecht und man spart sich das Übersetzen etc… Was ich auch gern beweise:
    • Obwohl wir häufig gehört haben, dass Providencia als noch teurer gilt, denn San Andrés – was wir nicht bestätigen können – kommen wir hier mit unserem beschränkten Budget gleichwohl ganz gut aus. Ein Billigreiseziel ist dies aber nicht… Trotzdem raten wir dazu, hier nicht nur für zwei, drei Tage herzukommen – wie es viele Touristen scheinbar machen -, dafür lohnt sich die weite Anreise nicht und wird den Inseln nicht gerecht. 10 Tage kann man allein auf Providencia gut aushalten – ganz sukzessive und mucho tranquillo überträgt sich dann auch der Jamaika-Reggae-Schwung ins Blut…!
    • Insbesondere wenn man sich Fahrzeuge (Motorräder, Fahrräder, Golf Cars) ausleihen möchte, was natürlich unabhängiger und freier macht, muss man tief in die Tasche greifen. Wir laufen daher stets von unserer Unterkunft zu zwei der besten Strände auf der Insel und benötigen höchstens 20 Minuten dafür – aber eben umsonst. Bei weiteren Strecken – wie der Fahrt nach Santa Isabela, dem Hauptörtchen, in dem man zwei Geldautomaten, einige mäßig ausgestattete Supermärkte und den Zugang zur Isla Santa Catalina findet, nehmen wir ein Motorradtaxi. Hier passen wir gerade noch zu dritt drauf… Sonst eben zwei Motorradtaxis nehmen und gleichwohl deutlich günstiger damit auf der Insel unterwegs sein… Oft nehmen einen auch Leute mit, wenn man sich zu Fuß bewegt… Man kann hier problemlos Kosten minimieren…
  • Spannend ist die Erkundung der Isla Santa Catalina, die landschaftlich fantastische Blicke auf das umliegende Meer ermöglicht, immer wieder zum schwimmen und Schnorcheln einlädt oder am Morgan’s Head zum Sprung aus 6 oder 11 m geradezu herausfordert… Aber aufpassen, es gibt Stellen, an denen man wunderbar und sicher springen kann, andere sind aufgrund der im Wasser befindlichen Steine gefährlicher – gut vorher ausgucken… Man kann hier aber auch einfach von oben auf die wunderschöne Bucht schauen und das Leben genießen…
  • Auf jeden Fall muss man eine Schnorchel- oder Tauchfahrt unternehmen: Die Riffe sind atemberaubend. Hier ist das Spektrum groß und reicht von ganztägigen Touren (gehen um 8:00 Uhr morgens am Rocky Point los und dauern bis 17:00 Uhr) bis zu dreistündigen spontanen Touren mit vielen Leuten auf der Insel – man wird Euch ansprechen –, die bspw. auch Fischfang und -Verköstigung beinhalten… Aber hört Euch auf der Insel einfach um, es gibt natürlich auch Inseltouren und diverse Offerten… Wer eine konkrete Ansprechperson braucht: Puerto Pipi Moto, Tel: 3173817220 oder eben Carlos auf dem Manzanilla Beach in der Beachbar - beide arbeiten zusammen und sind coole Jungs.
  • Wer in der Hitze wandern will, der findet auf Providencia eine vorzügliche Möglichkeit. In Bottom House – keine fünf Minuten von der Posada Enilda entfernt, kann man sich in einen hervorragenden Trek zum Peak der Insel aufmachen, dem höchsten Berg des Eilands, von dem aus man fantastische Ausblicke rund um die Insel und ihre Riffe hat. Gut 2,5 bis 3 Stunden wird der Aufstieg Euch kosten und viel Kraft… Genug zu trinken mitnehmen.

Ausblick

 

Spuren | WECHSLER genießen weiter Providencia und reisen über San Andrés zurück zur kolumbianischen Festlandküste. Sie touchieren Cartagena – eine alte Bekannte – und reisen direkt in den Golfo de Morosquillo weiter, wo sie in Tolú einen Zwischenstopp einlegen… Sie besuchen die von Indigeñas bewohnten Islas de San Bernardo, die – zum Parque National Naturales gehörend – weitere außergewöhnliche Strandspots zu bieten haben.

 

Ostern steht zudem vor der Tür. Spuren | WECHSLER ziehen sich hierfür in die Sierra Nevada de Santa Marta zurück und verbringen am Rande des kolonialen Kaffeeorts Minca ein paar hoffentlich kühlere und angenehme Ostertage. Anschließend werden sie erneut vor der Frage stehen, ob ein Aufenthalt im Tayrona Nationalpark noch sinnvoll erscheint oder ob nicht doch noch ein paar wundervolle Tage an einem anderen Karibikbeach vorzuziehen sind…

 

Anschließend werden sich unsere Helden langsam wieder in die Höhe begeben und ihre Favoriten in Kolumbien auf dem Rückweg nach Bogotá zuletzt noch einmal besuchen…

 

Aber seht selbst und bleibt der SPUR treu!

 

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Unser Traumstrand: Manzanilla Beach, Providencia, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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