Spurenwechsler und der Flug des Drachen über dem Golf - Golfo de Morosquillo, Tolú und Coveña

 

Beitrag Nr. 28

 

Moin Moin aus der Hängematte!

Wir schreiben heute auf der unfassbar weiten und grosszügigen Terrasse des höchsten Hostels in Tolú, am Golfo de Morosquillo gelegen. Wir genießen den leichten Wind der schattigen obersten Etagen unseres Hauses und relaxen, lesen oder schreiben... Unsere Terrasse ist nur eine von vielen chilligen und winddurchwehten Plätzen dieses wundervollen Etablissements, das ein Deutscher gut durchdacht hier errichtet und aufgebaut hat und in dem wir uns seit einigen Tagen extrem wohl fühlen. In einem an die tropischen Verhältnisse angepassten Bausstil errichtet, mit hohen Wänden, großen Zimmern, viel Space und Atmosphäre ausgestattet, bietet es genau das, was Viel- und Weitgereiste suchen: Ästhetische, gemütliche und funktionale  Rückzugsmöglichkeiten in der Hitze der Tropen, um fortgesetzt auszuspannen und sich weiter zu besinnen: In erster Linie auf sich selbst und das Leben, das ganz schön sein kann...

 

Nach dem wehmütigen Abschied von Providencia, dem Zwischenstopp auf San Andrés und dem Flug nach Cartagena sind wir unmittelbar in die südlichen Gefilde des Golfo de Morosquillo weitergereist. Die Stadt Santiago de Tolú - nicht gerade eine oft bereiste Station ausländischer Touristen in Kolumbien - ist unsere Basis für einige Abstecher zu den westlichen karibischen Zielen Kolumbiens. Neben dem Besuch einiger Inseln des Archipels Islas de San Bernardo - zu einem Meeresnationalpark erklärt - erkunden wir den ebenfalls abseits der üblichen Routen gelegenen Küstenort Coveña, wo wir Bekannte besuchen und die besten Strände der Region erleben wollen... Weiter westlich wird es für uns dann auch schon nicht mehr gehen. Wir haben uns entschieden unsere Stippvisite der karibischen Küste hier zu beenden und uns ganz im Sinne des slow travel  langsam auf den Rückzug Richtung Bogotá zu begeben... Gut einen Monat nehmen wir uns dafür Zeit - wir werden ein paar Umwege nehmen...

 

Aber seht selbst: Kommt IN DIE SPUR!

 

Ein Platz zum Chillen, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Ein Platz zum Chillen, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Tolú – Die Kolumbianische

Es ist ein Abschied in Wehmut, der uns ereilt, als wir Providencia verlassen. Sie wird für uns eines der karibischen Highlights sein, ein Sehnsuchtsort, der aber auch alles gehalten hat, was wir uns von ihm versprochen haben… Auch nach unserem Wechsel auf die andere Seite der Insel – wir verbringen hier drei Tage an der South-West-Bay – trübt sich unsere karibisch-relaxte Stimmung nicht ein, haben wir hervorragende kulinarische aber auch optische Erlebnisse und genießen die Zeit. Erneut mit der Propellermaschine geht es zurück nach San Andrés, wo wir einen weiteren Tag Aufenthalt am azurblauen Meer haben und es unspektakulär ausklingen lassen. Wenigstens entdecken wir noch ein gutes Restaurant.

 

Wir landen in Cartagenadie koloniale Altstadt kennen wir ja bereits aus den ersten Kolumbientagen – und machen uns direkt zum weit außerhalb liegenden Busbahnhof auf – wir wollen in der "karibischsten aller karibischen Städte" nicht länger verweilen… Vorbei an bisher nicht gesehenen Slumvierteln und augenscheinlicher Armut brauchen wir eine Ewigkeit durch die Stadt, in der wir stumm in unserem Wagen verharren, denn das Bild ist erdrückend und relativiert jede Armutsdiskussion in Deutschland. Wir kaufen zwei Tickets nach Tolú, im Golfo de Morosquillo gelegen, und entdecken – Überraschung - die vielleicht "kolumbianischste aller karibischen Städte…"

 

Tolú gefällt und eigentlich sofort, denn wir werden mal wieder per Fahrrad – mit einem Tricycle – vom Busbahnhof abgeholt und werden in gemächlichem Tempo – so wie wir es lieben – durch die Stadt kutschiert und von unserem Fahrer eingeführt: Die großzügige Plaza, die Kirche, der lange Malécon und das Meer, der Pier für unseren Ausflug zum San Bernardo-Archipel  und unser zentrumsnahes Hostel, das sich als ein wahrer Schatz herausstellt - aber dazu später mehr… Wir sehen eine gemächliche und gleichwohl lebendige Kleinstadt mit Restaurants, Bars und einer touristischen Infrastruktur – allerdings keinen einzigen nicht-kolumbianischen Reisenden außer uns… Damit können wir leben - wir freuen uns sogar ein wenig, denn so kommen wir in den Genuss mal wieder eine authentische und echt kolumbianische Stadt zu entdecken, die großzügig gebaut und ansehnlich ist... Rund herum um das kleine Zentrum mit Plaza und Kirche angeordnet stehen Straßenstände und Büdchen, die die typische comida rapida der Karibik verkaufen - Patacones, Arepas etc. - leider nicht in der Güte, die wir schon kennen, wie überhaupt das Angebot der meisten Restaurants unseren Geschmack nicht recht treffen will... Das Wort Service hat hier ohnehin eine andere Bedeutung. Tolús  Zentrum schmiegt sich direkt ans Meer, das hier leider in der Stadt keinen besonders beeindruckenden Strand aufweist. Von hier aus aber zieht sich Strand bis Coveña, wo mit der Playa Blanca durchaus ein wirklich schöner Beach zu finden ist. Aber auch die Küste bis Coveña ist von unterschiedlich attraktiven Strandabschnitten gesäumt, von der uns die Playa Puerto Viejo - ungefähr mittig - noch am ehesten gefällt. Eine Cabaña-Anlage (oder Hostel) jagt hier die nächste.

 

Eine ganz normale Kleinstadt am Meer, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Eine ganz normale Kleinstadt am Meer, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Die Sonne geht am leicht diesigen Himmel unter, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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An der Plaza, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Tolú selbst entpuppt sich als ausgesprochen vielbesuchte Kleinstadt mit kolumbianischem Flair - und jetzt, kurz vor Ostern nimmt das täglich zu und wird anstrengend... Kolumbianisch heißt auf jeden Fall: Ganze Familienverbände machen Urlaub, es ist unheimlich laut und überall ertönt Musik - gegenseitige Rücksichtnahme ist eine Erfindung weitgereister Außerirdischer aus Europa... In der Stadt fahren vor allem Fahrradtaxen, -rikschas oder große bunt beleuchtete und mit riesigen Boxen ausgestattete Kettcars durch die nach außen hin zunehmend ruhiger werdenden Straßen und es könnte angesichts der geringen Anzahl an Motorrädern oder Autos so angenehm sein... Aber es tönt und wummert aus allen Türen Musik, die man noch am ehesten mit modernen Diskobeats der eher gröberen Art identifizieren würde und genau so laut ist sie auch hier und da. Da es von überall kommt und auch die Kettcartaxis noch ihren Sound hinzufügen, wenn sie die Straßen nach Kundschaft abfahren, vermischt es sich meist zu einem unangenehmen Geräuschpegel, der hier aber niemanden stört. Selbst wenn über viele Blocks hinweg des Nachts die Diskobässe hinzukommen und durch die Viertel donnern, scheint das akzeptiert. Keine Ohrenstöpsel helfen da was, weil das Bettgestell vibriert... Gut also, dass wir noch kurz vor der ganz großen Osterreisewelle hier sind... Und gut, dass wir in einer Oase wohnen!

 

Das von einem Deutschen erbaute Hostel hat alles, was sich ein Reisender wünschen kann. Großzügige, schlichte aber wundervolle Wohnräume mit außerordentlichem Space, Balkonen oder Terrassen, funktional, künstlerisch angehaucht aber minimalistisch eingerichtet, hell und gut belüftet - was angesichts der hiesigen Hitze unerlässlich ist... Wir haben keine Klimaanlage, kommen aber mit dem Deckenventilator super klar. Die zwei obersten Etagen haben überdachte Hängematten- und Liegestühlebereiche über die der stets und verlässlich wehende Wind vom drei Blocks entfernten Meer hindurchweht. Es gibt eine gemütliche Sofaecke mit TV und überall WLAN. Unten befinden sich um einen großen Garten weitere Gemeinschaftsbereiche, eine voll funktionsfähige und gut ausgestattete Küche, eine kleine Buchauswahl und weitere Gartenzimmer.

Und Alexandra, die eine gute, informative und freundliche Gastgeberin ist...

 

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Die TV-Ecke unseres Hostels... Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Der Innenhof mit den Gemeinschaftsbereichen, der Küche und weiteren Unterkünften, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Kettcartaxis fahren nachts bunt beleuchtet und mit großen Boxen ausgestettet durch die Straßen, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Wir brauchen nicht viel mehr gerade als dieses kleine Paradies, nehmen uns ein spannendes Buch und hängen in der Hängematte ein paar Tage ab. Zwischendurch kaufen wir ein und kochen uns was, gehen essen oder schlendern abends durch die mäßig beleuchtete Stadt, die als nicht ganz ungefährlich gilt, in der wir uns zwar nicht bedroht fühlen, aber unsere Kamera grundsätzlich mal besser zu Hause lassen... Es gibt auch hier nette und weniger nette Menschen: Je mehr (kolumbianische) Touristen in der Stadt sind, desto höher sei die Überfallgefahr, sagen die Einheimischen - was immer das heißt... Polizisten in ordentlicher Zahl sichern die Stadt wenigstens zentrumsnah einigermaßen ab, jetzt stehen sie an ziemlich vielen Ecken. Manchmal muss man sich kneifen: Wir haben uns daran fast schon gewöhnt...

 

Das San Bernardo Archipel und die Playa Mucúra

Einer der Gründe, warum wir hier sind, ist das im Golfo de Morosquillo gelegene San Bernardo-Archipel. Lange Zeit von den Indigeñas vor der Außenwelt geheimgehalten, sind die innerhalb eines großen Meeresnationalparks gelegenen Mangroven-Inseln und Eilande mittlerweile von den Touristen erobert worden, kann man Touren und Ausflüge hierher machen und mitten im Golfo des Morosquillo wohnen. Inmitten wundervollen Wassers, gesäumt von Korallenriffen und mit herrlichen Stränden ausgestattet, finden sich ein paar sehr exklusive Inseln im Golf, deren Besuch an die teuren Hotels gekoppelt sind, die hier inzwischen stehen. Einige wenige Inseln lassen sich aber auch unabhängig davon besuchen. 

 

Wir fahren morgens bereits um 8:00 Uhr mit einer großen Gruppe Kolumbianer und einem Speedboat los, genießen das spiegelglatte Meer und den Fahrtwind und erhalten ein paar wenige Einblicke in die abgelegenen Inseln. Wir umfahren einzelne Mangrovenansammlungen, steuern auf einen schneeweißen Strand zu und erfahren kurz darauf, dass wir den leider nicht besuchen werden... Leider setzen wir nur eine Familie ab, die sich das hiesige Hotel für ein paar Tage leisten möchte - unser ggw. Budget gibt das nicht her. Über azurblau leuchtendes Wasser - die Korallen unter uns sind zum Greifen nah - steuern wir nun auf die schon aus der Entfernung stark bebaut wirkende Insel San Juan de Islote zu.

 

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Der leicht versandete Hafen von Tolú, macht die Ausfahrt schwierig, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Kleinste Eilande, Mangroveninseln und teure Hotels, San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Hotels künstlich mitten im Korallenriff erbaut, San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Kein Land in Sicht - Die dichtest besiedelte Insel der Welt - San Juan de Islote

Je näher wir ihr kommen, desto klarer wird uns: Hier ist nichts mehr unbebaut, kein Land in Sicht! Erst auf der Insel selbst erfahren wir, dass sie sogar gänzlich künstlich entstanden ist. Die Inselbewohner der umliegenden Eilande haben sie irgendwann geschaffen, um der massiven Mosquitoplage auf den umliegenden Inseln zu entkommen. Pflanzenreichtum oder irgendein natürliches Grün sucht man vergebens, Beton und Stein, soweit das Auge reicht. Wir betreten San Juan und werden erstmal abkassiert. Wer die Insel besuchen möchte, der berappt einen kleinen Betrag, sonst darf man gern auch vor den Ruinen eines zerfallenen Hauses auf die Gruppe warten... Durch enge schattige und sonnendurchflutete Gassen hindurch laufen wir also alternativlos durch das kleine Städtchen, in dem nach Auskunft unseres Guides etwa 1.500 Menschen in gerade einmal 100 nicht gerade schönen Häuschen leben. Mit deutlich über 100.000 Einwohnern pro Quadratkilometer sei sie daher der dichtbesiedeltste Ort weltweit.

 

Die Menschen hier kennen das offenbar schon, wenn die Touristen durch den Ort laufen, Fotos schießen, sich überall umschauen. Sie nehmen kaum Notiz von uns. Wir selbst sind wenig begeistert, das zusammengezimmerte Örtchen hat keinerlei Liebreiz, die Enge jedoch ist augenscheinlich. An einem kleinen Platz im Ort sehen wir uniformierte Schülerinnen und Schüler, für die heute offenbar Clowns einen Auftritt haben. Die Gesichter der Kinder sind aufmerksam auf die bunt bemalten Clowns gerichtet. Einige wundern sich gleichwohl auch über die Menge an Reisenden, die hier nun durchzieht... Es wimmelt hier vor Menschen, die in den reich gefüllten Tiendas einkaufen, im Schatten sitzen und Schwätzchen halten. Wir kommen zum angekündigten Höhepunkt des Ortes: "Das Aquarium". Ein zum Meer hin abgegrenztes Becken hegt einige Meeresbewohner ein, die in dem kleinen Bassin sicher einen Koller bekommen... Zwei große Haifische, ein großer Rochen, große Meeresschildkröten und zahlreiche Fische wimmeln in dem geschätzt gerade einmal 15 - 20 m²  großen Becken und geben einen ziemlich traurigen Eindruck ab. Als jetzt auch noch zahlreiche Besucher zu den Haien ins Wasser steigen, sich an der Schwanzflosse des offenbar ungefährlichen Räubers im Kreis herum ziehen lassen, wenden wir uns ab. Leider werden hier jetzt auch die kleinen Meeresschildkröten herumgereicht - Streichelzoo mit geschützten Meerestieren...

 

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Wir fahren auf den Anlerger von San Juan de Islote zu, San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Ein bisschen wie im Zoo, San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Was gibt es denn da zu glotzen? San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Also die Insel hier begeistert uns nicht wirklich, aber interessant ist es schon. Einzelne Bewohner der Insel schreien regelrecht auf, als ich einen in sein Handy versunkenen Menschen fotografiere: "Der hat dich geknipst...! Der hat dich geknipst..." Er blickt auf, schaut mich halb irritiert aber auch ein wenig geschmeichelt an und grinst. Ich hebe den Daumen - er erwidert - alles klar! Sicher Routine und was schert es auch...

 

Nach ihrem Besuch geht es weiter über das fantastisch flache Meer, vorbei an der Insel Tintipan - ein kleines Paradies aus Mangroven und Beaches sowie teuren Hotelanlagen - zur Isla Mucúra, die uns bereits mit einem schneeweißen Sand und aquamarin leuchtenden Wasser anstrahlt. Leider ist der Beach sehr stark bebaut, bis zum Ufer stehen Tische und Stühle, ein paar Liegen, es wurden Dächer und im Hintergrund unzählige große Gebäude aus Bambus und Holz gebaut, die den Menschenmengen von Touristen Platz zum Essen bieten sollen... Eine moderne Schande der kolumbianischen Tourismusindustrie, die den Liebreiz des Strandes im Grunde zunichte gemacht hat. Die Kolumbianer unserer Reisegruppe scheint das nicht zu stören, man nimmt das Angebot zu kleinen Schnorcheltouren oder einer Wanderung auf der Insel gerne an, scheint begeistert und geht zur Tagesordnung über... Wir dagegen verdauen erstmal den Schock, ärgern uns etwas, weil wir ein paar wenige Jahre zu spät gekommen sind, und versuchen das Beste daraus zu machen. Wir trinken ein kühles Bierchen im Schatten eines Pavillons und überwinden unsere Abscheu gegen die Verunstaltung des Beaches und genießen zunehmend das kühlende, mit herrlichen Farben daherkommende Wasser. Im Hintergrund sehen wir Segelboote der Einheimischen, Fischer, die mit Harpunen tauchen... Es gelingt uns die hiesige Tourismussünde auszublenden und den vierstündigen Aufenthalt doch noch zu genießen... Am Ende haben wir einen ganz gelungenen Strandtag gehabt... Schon jetzt aber möchten wir raten: Lieber in die Tasche greifen und ein paar Tage auf einer der Inseln übernachten, als einen solchen Ausflug zu buchen...

 

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Die Arme wehrt sich nach Kräften... San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Mit den Haien schwimmen, San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Fragwürdig... San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Ein bisschen Zeit für sich... San Juan de Islote, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Der Drachenbändiger von Tolú

Entspannt liegen wir mal wieder in unserer Hängematte - das Kapitel meines Buches, in dem Alexander von Humboldt gerade den Río Magdalena im heutigen Kolumbien hochreist, erweist sich als wenig spannend - als wir erneut auf einen Drachen am Himmel aufmerksam werden. Schon seit ein paar Tagen beobachten wir das jeden Tag: Ein kleiner, offenbar einfach aber wirkungsvoll selbst gestalteter Drache mit langem Schwanz fliegt im durchaus ordentlich wehenden Wind mitten in der Stadt, umringt von hohen Bäumen und Palmen, umstanden von Häusern. Ich kenne das - aus gutem Grund - eigentlich nur vom Land, wo das Drachensteigen auf weiten Feldern und Flächen Kindern und Drachenfreaks ausreichend Platz bietet oder in der Stadt, wenn denn gerade eine Brachfläche oder ein ungenutzter Flughafen vorhanden ist... Hier dagegen praktiziert ein Drachenbändiger inmitten einer verbauten Stadt, fliegt das Papierteil direkt vor unseren Augen unserer Terrasse... Wir sind 6 Tage hier, fünf Tage lang sehen wir - unterschiedliche - Exemplare immer wieder neben uns flattern.

 

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Die Isla Mucúra bei der Anfahrt, San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Playa Mucúra hat weißen Sand und fantastisches Wasser... San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Immer wieder fahren die Einheimischen Fischer zwischen den Eilanden umher, San Bernardo-Archipel, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Warum wir das erzählen? Erst jetzt werden wir aufmerksam... Wir schauen uns um und wundern uns ob des Standorts der Aktivität und sehen jetzt überall, wirklich überall in den Bäumen, den Palmen, auf den Dächern und in den Stromkabeln der Straßen verhedderte und offensichtlich abgegangene Drachenreste... Ich zähle etwa 15 Plastik oder Papierfetzen von meinem Standort, sehe über eine riesige Fläche überall Fäden in der Luft und schaue gerade auf, als der jetzige schwarz-gelbe Drache mal wieder den Absturz macht. Erneut fällt er beim Nachbarn in den Mangobaum, in dem sich offenbar schon drei vorherige Exemplare verheddert haben. In den kommenden Tagen sehen wir ihn immer wieder, jeden Tag. Mal sind die Drachen gelb, mal grün, mal rot - egal: Am Ende des Tages gehen mehrere ab und verunstalten Bäume, Büsche und alles, was hier eben so herumsteht... Nach und nach könnte man es als Müllproblem, könnte man es als störend empfinden... Ich stelle mir vor, das würde in meinem Kiez in Berlin ein Kind Tag für Tag immer wieder tun... Ein Aufstand wäre sicher die Folge... Hier dagegen schert sich keiner drum. Keiner. Das geht immer so weiter, am Ende hängen die Dinger überall... Und das obwohl der Drachenbändiger - wir sehen ihn kein einziges Mal - ein echter Virtuose ist. Seine wunderbare Kurven und Piruetten drehenden Drachen begleiten uns die gesamte Zeit in Tolú - wir werden ihn vermissen...

 

Die vorösterlichen Prozessionen von Tolú

Es ist die Woche vor Ostern. Sowohl aus Mittel- als auch aus Südamerika kennen wir diese Zeit als die Zeit der Prozessionen. Schon lange vor Ostern selbst beginnt der Reigen der Umzüge, der hier in Tolú  schon vor dem Palmsonntag startet. Wir hören Musik, die wir als Trauermarsch identifizieren würden und werden neugierig. Es ist bereits dunkel, noch immer chillen wir auf der Terrasse unseres Hostels vor uns hin... Im Wind ist es jetzt wahnsinnig angenehm. Was wir sehen erstaunt uns: Eine riesige Menge von Menschen ist bereits still und heimlich an uns vorbei gezogen, in zwei Reihen auf beiden Seiten der Straße, mit Fackeln oder Lichtern bewehrt, mucksmäuschenstill - wir hätten sie nicht wahrgenommen. Der langen Reihe folgt, was uns akustisch aufmerksam gemacht hat: Eine Gruppe trägt eine menschengroße Skulptur der Maria, hell beleuchtet und Mittelpunkt des Umzugs. Dahinter die Musiker, die sich weiter ihrem gemächlichen Marsch hingeben. Viele Menschen tragen Kopfbedeckungen, die uns an muslimische Kappen erinnern, wie wir später hören aber wohl den Nazarenern (?) zuzuordnen sind...  Den Funktionsträgern der Prozession folgen zahlreiche Bürger der Stadt.

 

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Hier Schwarz-Weiß und kurz vorm Absturz... Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Allein in diesem Baum hängen drei der Exemplare... Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Den Nachbarn stört das nicht... Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

 

Zwei Tage später hören wir dieselbe Musik erneut. Heute hat sich die Menge der langen Menschenketten nochmal gesteigert. Wieder laufen sie - heute ganz und gar an Gesicht und Körper schwarz gefärbt - in zwei Reihen mit Lampen durch die Stadt. Wieder produziert ihre Ruhe eine etwas gespenstische Stimmung in der Abenddunkelheit. Wir beobachten das Geschehen und sehen, dass heute einer anderen Gruppe heiliger Figuren gehuldigt wird. Wir erkennen die Figur des Christus, die anderen Figuren können wir nicht zuordnen. Gerade wechseln sich die Träger ab, die Skulpturen wackeln einmal kräftig durch... Nun kommen die Bürger, deren Gruppengröße sich nochmals gesteigert hat, wie überhaupt auch die Lichterträger heute sich vermehrt zeigen. Es ist mit Ausnahme der Musik andächtig und ruhig. Von unserem Standort aus ist das ganze erneut ein Spektakel.

 

In unserem Hostel erfahren wir am nächsten Morgen, das jetzt jeden Tag eine Prozession stattfinden wird, vermutlich steigert sich die Zahl der Teilnehmer täglich und findet an Ostern einen Höhepunkt. Kolumbien ist ein gläubiges Land und auch wenn die Umzüge nicht dieselbe Inbrunst zeigen, die wir aus Mexiko kennen, machen sie dennoch Spaß.

 

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Die Figur der Maria steht heute im Zentrum der Prozession, Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
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Da ziehen sie zur Kirche dahin... Tolú, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)


Empfehlungen

 

Unterkunft

 

Tolú

We proudly present: Ein echt geiles und ruhiges Hostel in Tolú:

  • Das Villa Barilla Guesthouse, Calle 20 Nr. 3-40, Tel. +57312 6771325, http://www.villababillahostel.com/ ist für uns eines der schlichtesten aber best gestalteten Häuser unserer Reise... Großzügige mit hohen Decken und Badezimmern ausgestattete, gut belüftete Zimmer mit Deckenventilatoren, luftigen Balkonen oder Terassen machen das Wohnen hier zum Vergnügen... Dazu verfügt das Gasthaus über winddurchwehte Dachterassen, chillige Gemeinschaftsbereiche, eine Bibliothek und eine gut ausgestattete Küche - Kaffee steht immer zur Verfügung... Die Lage ist klasse - etwas abseits der ganz lauten Diskotheken, gleichwohl nah an der Plaza und mit Blick auf das Meer. Wir wollten gar nicht mehr weg... Dass der Preis gut ist, muss nicht erwähnt werden. 

 

Speisen

 

San Andrés

Während wir kulinarisch zunächst sehr enttäuscht von San Andrés geblieben sind, haben wir am Ende noch das folgende Lokal ausprobiert und wollen es dringend empfehlen:

  • Restaurante La Regata, am Pier der Calle 1 in San Andrés Stadt, Tel. +57 (8) 5120437 - das wunderbar am Jachthafen gelegene Restaurant ist stilvoll eingerichtet und mit einer wirklich sehr guten und noch einigermaßen preisgünstigen Küche ausgestettet. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist nirgendwo in San Andrés City besser...

 

Tolú

Leider lässt die bisherige Abwesenheit der ausländischen Reisenden mit offenbar höherem Anspruch? - die kulinarische Qualität der Restaurants in Tolú etwas hinter dem allgemeinen touristischen Niveau der Karibikküste hinterher hinken... Wir haben drei Versuche gemacht, waren von der Qualität der Meeresfrüchte (Fisch etc.) aber mega-enttäuscht. Also haben wir selbst gekocht... Erst hier wurde es deutlich besser:

  • Tamburi Restaurante, Carrera 2a Nr. 17 - 75, Tel. +57 2860051 / +75 3053801800, restaurantebaritamburi@gmail.com - hier war der bestellte Fisch frisch und schmackhaft, das Restaurant angenehm und der Service gut. 

 

Allgemeines

 

Tolú

 

  • Schon wegen unseres o.a. Guesthouses empfehlen wir durchaus einen Abstecher nach Tolú, von wo aus man in wenigen Minuten die Strände Richtung Coveña erreicht oder in Richtung Meeresnationalpark Ausflüge machen kann... Die Stadt ist aber auch ganz nett, ansehnlich und eben sehr normal geblieben... Wer Lust auf kolumbianisches Flair hat, der ist hier richtig. Es muss ja nicht zur Hauptreisezeit der Kolumbianer sein... Und bitte ein wenig aufpassen, es wird hier gelegentlich ein Diebstahl begangen...
  • Bei den Tagesausflügen zum San Bernardo-Archipel raten wir dazu, die Ansprüche zurückzuschrauben... Im Rahmen der sehr organisisert wirkenden Touren mit vielen Menschen, bleibt das ganz große Insel- und Strandfeeling leider aus... Die Isla Mucúra ist sicher ein paar Strandstunden akzeptabel, aber ein Traumstrand ist auch was anderes - sicher war er mal einer... Und auch die Isla San Juan de Islote ist sicher nicht uninteressant, aber wirklich kein Highlight... Man kann es also alles in allem einen Tagesausflug lang aushalten, ein Höhepunkt der Karibik sieht aber eben auch anders aus...
  • Dann empfehlen wir eher schon, für ein paar Tage tiefer in die Tasche zu greifen und die einsamen und exklusiveren Inselspots - u.a. die Isla Tintipan - zu buchen... Hier bekommt man dann auch Beaches zum Träumen, die weitgehend menschenleer sind und dem karibischen Idealbild entsprechen...
  • Richtung Coveña empfehlen wir die Playa Puerto Viejo.

 

Ausblick

 

Spuren | WECHSLER verbringen die letzten zwei Wochen an den karibischen Küsten... Zunächst fliehen sie den kolumbianischen Touristenmassen und dreifachen Preisen zu Ostern in die Berge der Cordillera de Santa Marta, nach Minca, um Ostern auszusitzen...

 

Etwas abseits von Santa Marta und den Stränden suchen sie in dem kleinen und - wie man hört ruhigen - Minca  eine entspannte und chillige Zeit im Berg. Inmitten der üppigen Natur gelegen - von Tucanen, Affen und unzähligen spannenden Insekten umgeben - verbringen sie ausgeruhte Terassentage, wandern ein wenig in der Umgebung, genießen die gute Küche des Ortes und bereiten sich auf die vorerst letzten Strandtage der diesmaligen Südamerikareise vor.

 

Erneut stellt sich ihnen die Frage: Playa Los Angeles oderTayrona? Oder doch mal beides?

 

Bleibt IN DER SPUR!

 

Terrasse und Ausblick in Minca, Minca, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)
Terrasse und Ausblick in Minca, Minca, Kolumbien (Foto Jörg Schwarz)

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